Statt wirklich neue Spartipps zu geben, lässt das WDR-Team erst einmal die komplette Wohnung der Familie entrümpeln. Zu Gast ist Minimalistin Sina Jasur. Sie schläft zusammen mit ihrer Familie statt auf einem Bett lieber auf einem Bettenlager. So weit geht Jasur bei der Aachener Familie, die knapp 3200 Euro pro Monat zur Verfügung hat und seit zwei Jahren nicht mehr im Urlaub war, allerdings nicht.
Raus muss verständlicherweise der Wäschetrockner. Denn Wäsche kann auch an der Luft trocknen. Das spart Energie. Doch dann wird es absurd. Neben dem Radio und dem Schlagzeug müssen auch einfach nur Sitzgelegenheiten das Haus verlassen. Alles kommt schön plakativ in den 15 Quadratmeter großen Container im Garten. Was das spart, bleibt offen.
Sparen durch Lügen?
Dafür wird es für die Familie oft peinlich. Es heißt: Feilschen um jeden Preis. Egal ob angebracht oder nicht. Vater Ralf (55) und Sohn Antonio sollen für Lasagne und Obstsalat Zutaten auf einem Markt kaufen. Und als die ersten Feilschexperimente fehlschlagen, beeindruckt der 55-Jährige die Verkäufer mit der Geschichte von seinem Hochzeitstag, den er heute schnell vorbereiten müsse, um den Preis zu drücken. Natürlich eine Lüge. Ersparnis: 4,50 Euro. Ob so der nächste große Spartrend aussieht, darf bezweifelt werden.
Auch das nächste Experiment zeigt: In Deutschland kann man natürlich noch mehr sparen. Doch das geht meistens auf Kosten anderer. Dieses Mal muss die Familie eine Gartenparty veranstalten. Das Budget bietet 20 Euro für Essen und Getränke sowie 20 Euro für das Rahmenprogramm. Vor Ort muss es außerdem eine Biergartengarnitur, Stehtische und einen großen Pavillon (Wert zusammen: 340 Euro) geben. Das Problem: Die Familie besitzt nichts davon. Also leiht man sich bei Freunden alles zusammen.
Das funktioniert, doch ob die Freunde wirklich bei jeder Party wieder alles brav herausrücken, darf wieder bezweifelt werden. Denn ihr Essen müssen die Gäste auch noch selbst mitbringen. Im "Experiment" stellt Mutter Isabel (38) lediglich selbst einen Sirup aus Holunderblüten her, der als Getränk für die Party dient. Mit einem Bierkasten wird noch eine junge Band geködert. Fertig. So einfach kann man also nach Ansicht des WDR ein toller Gastgeber sein.
No-Budget-Urlaub – Übernachtung im Fitnessstudio
Die Hilfsbereitschaft der Deutschen ist auch beim Low-Budget-Urlaub der Familie groß. Für einen Kurztrip sollen Ralf und Antonia ins Bergische Land fahren, um zu entspannen. Ausgestattet mit Shirts mit dem Aufdruck "No-Budget-Tour", beginnt das Experiment. Tipps bekommen sie noch von den Brüdern Paul und Hansen Hoepner, die ohne einen Cent um die Welt reisten und vor allem mit der Hilfe von anderen über die Runden kamen.
Das Budget ist dieses Mal allerdings höher. Es beträgt zehn Euro. Dass das noch nicht mal für ein Bahnticket für beide reicht, muss man gar nicht erst erwähnen. Das Hotel sparen sie sich nicht durch ein Zelt, sondern durch die Arbeit im Fitnessstudio. In der Nacht dürfen die beiden im Boxring schlafen. Ein tolles unvergleichliches Erlebnis, aber wer fährt mit seinem Kind denn so in den Urlaub? Für einen Witz, den Ralf erzählt, bekommen die beiden schließlich auch gratis Wurst beim Fleischer. Und für das Saubermachen im Kino gibt es sogar das Filmticket gratis.
Die verrückte Masche funktioniert. Im Bus bezahlt die Fahrerin die Tickets für beide und in der Bahn nehmen zwei Fremde sie auf ihren Fahrkarten mit. Das Budget bleibt unangetastet. Doch Ralf weiß auch, dass er so was wohl nicht noch mal machen würde, weil zu viel Lebensqualität verloren ginge. "Das ist es nicht wert."
Leere Filzstifte mit Essig auffüllen
Ähnlich denkt auch Mutter Isabel. Für einen Tag tauscht sie ihr Auto gegen ein günstigeres Busticket. Das spare laut dem WDR knapp 100 Euro. Die Kosten eines Autos werden pro Monat mit Anschaffung und laufenden Aufwendungen mit 250 Euro veranschlagt. Doch da die 38-Jährige die beide kleineren Kinder jeweils zu unterschiedlichen Orten bringen muss, um anschließend zur Arbeit zu fahren, benötigt sie für die Fahrten insgesamt vier Stunden. Das Experiment Bus ist gescheitert. Da hilft als Ersparnis auch nicht die selbst gemachte Peelingcreme aus Olivenöl und Zucker, das Auspressen der Zahnpastatube oder das Auffüllen leerer Filzstifte mit Essig.
Die größten Ersparnisse im Budget liegen am Ende woanders und sind mehr als erwartbar. Und diese darf die Verbraucherzentrale für die Aachener Familie ausrechnen. Da die fünfköpfige Familie nur etwa 3230 Kilowattstunden (Durchschnitt für die Familiengröße: 5200) an Strom verbraucht, hilft vor allem ein schnöder Anbieterwechsel. Er spart 190 Euro beim Strom und knapp 313 Euro beim Gas. So einfach und bequem kann Sparen auch sein.
Quelle : welt.de
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