Bankenstresstest zeigt Fortschritte in Europa

  30 Juli 2016    Gelesen: 499
Bankenstresstest zeigt Fortschritte in Europa
Im Stresstest fällt nur eine Bank wirklich durch: die italienische Banca Monte dei Paschi. Die Deutsche Bank und die Commerzbank schneiden besser ab – hinken aber dem Durchschnitt hinterher.
Die am Freitag vorgelegten Ergebnisse des Tests von 51 großen europäischen Banken durch die Europäische Bankenaufsicht (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) zeigen insgesamt die Branche in einer besseren Verfassung als beim letzten Stresstest vor zwei Jahren. Dennoch bleiben die Banken aufgerufen, ihre Rentabilität zu steigern, ihre Eigenkapitalausstattung zu verbessern und ihre Geschäftsmodelle in einem schwierigen Umfeld zu optimieren. Die einzige Bank, die in dem Test sehr schlecht abschlossen hat, ist wie erwartet die italienische Banca Monte dei Paschi, die sich seit Jahren in Schwierigkeiten befindet.

Kurz vor der Veröffentlichung des Stresstests um 22 Uhr veröffentlichte die italienische Bank Elemente eines Rettungsplan, der eine Kapitalerhöhung um 5 Milliarden Euro und den Verkauf fauler Kredite über fast 10 Milliarden Euro vorsieht. Die für die Kapitalerhöhung vorgesehenen neuen Aktien sollen von einem internationalen Bankenkonsortium übernommen und dann verkauft werden. Sollte der Plan aufgehen, käme die Bank ohne eine Kapitalhilfe des italienischen Staates aus, über die es in den vergangenen Wochen sehr kontroverse Diskussionen gegeben hatte. Wie aus Finanzkreisen zu hören ist, hat die EZB den Rettungsplan der Bank aus Siena genehmigt.

In dem Stresstest ging es nur um Abschneiden der Banken unter der Annahme zweier wirtschaftlicher Szenarien in den kommenden Jahren, aber nicht um ein formales Bestehen oder Durchfallen. Nach Angaben der EBA hat sich die Kernkapitalquote der 51 überprüften Banken in den vergangenen Jahren deutlich verbessert und im vergangenen Jahr im Durchschnitt 13,2 Prozent erreicht. Unter der Annahme einer ungünstigen wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden Jahren würde die durchschnittliche Quote im Jahre 2018 durchschnittlich 9,4 Prozent betragen. „Die Ergebnisse des Tests zeigen, dass die Banken in der Eurozone ihre Widerstandsfähigkeit verbessert haben“, teilte die EZB mit. Nur eine Bank, Monte dei Paschi, würde unter dem kritischen Wert von 5,5 Prozent liegen und sogar ihr gesamtes Eigenkapital in einer Krise verlieren.

Deutsche Bank kann durch Test zulegen
Unterdurchschnittlich schnitt die Deutsche Bank und die Commerzbank ab, deren harte Eigenkapitalquoten im wirtschaftlich schlechten Szenario im Jahre 2018 auf 7,8 beziehungsweise 7,4 Prozent zurückfielen, aber damit immer noch über dem kritischen Wert von 5,5 Prozent liegen würden. „Wir schneiden bei diesem Test besser ab als beim Test vor zwei Jahren, obgleich der diesjährige Test fordernder war“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, John Cryan.

In einer Mitteilung an die Mitarbeiter schrieb Cryan: „Wir können mehr tun. Unser Umfeld ist herausfordernd und kann in den kommenden Monaten noch herausfordernder werden. Die Resultate des Stresstests zeigen, dass wir für schwere Zeiten gut ausgestattet sind. Im außerbörslichen Aktienhandel in New York stieg der Aktienkurs der Deutschen Bank um 1,5 Prozent nach der Veröffentlichung des Tests.

"Die Commerzbank ist widerstandsfähig und stressresistent", sagt Risikovorstand Marcus Chromik. "Auch unter den widrigen Bedingungen des EBA Stress-Szenarios wäre die Stabilität der Bank gewährleistet. Die risikoarme Bilanz und gute Kapitalquote der Commerzbank sind ein Beleg dafür." Dennoch dürften viele Beobachter nicht erwartet haben, dass die Commerzbank schlechter abschneidet als die Deutsche Bank. Der Vorstandsvorsitzende der Deka-Bank, Michael Rüdiger, sieht sein Haus mit einer Kapitalquote von 9,5 Prozent im schlechten wirtschaftlichen Szenario gut gerüstet.

Die Ergebnisse der überprüften deutschen Banken insgesamt kommentierte Bundesbankpräsident Jens Weidmann: "Die deutschen Kreditinstitute haben in den letzten Jahren ihre Eigenkapitalbasis gestärkt und gleichzeitig gezielt Risikopositionen abgebaut. Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Banken hat sich damit deutlich erhöht. Der Stresstest zeigt, dass die deutschen Banken gerüstet sind, diesen ausgeprägten Schocks zu widerstehen. Ungeachtet dessen ist es wichtig, dass die Banken, auch angesichts der Ertragsbelastungen des Niedrigzinsumfelds, ihre Geschäftsmodelle kontinuierlich überprüfen, Möglichkeiten für Konsolidierungen und Kostensenkungen nutzen und sich einem sich verändernden Wettbewerbsumfeld stellen."

Die Stresstests sind bei Fachleuten umstritten, unter anderem, da in ihnen nicht die Folgen eventuell jahrelang negativer Zinsen getestet werden. Die deutsche Wirtschaftsweise Isabel Schnabel schrieb am Freitagabend auf dem Nachrichtendienst Twitter, weder die Politiker noch die Aufseher in Europa wollten härtere Eigenkapitalrichtlinien. Daher sei es nicht erstaunlich, dass der Stresstest auf der Basis der bestehenden Eigenkapitalrichtlinien eine größere Widerstandsfähigkeit der Banken in einer Krise zeige. Andere Kritiker sind der Ansicht, dass die Ausgestaltung des Tests deutsche Universalbanken nicht nur gegenüber deutschen Landesbanken, sondern auch gegenüber italienischen Banken benachteilige.


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