Der Fall Pirincci: Die Verlogenheit der Kultur-Elite

  22 Oktober 2015    Gelesen: 744
Der Fall Pirincci: Die Verlogenheit der Kultur-Elite
Der Bertelsmann-Verlag stoppt die Auslieferung der Krimis von Akif Pirincci. Damit droht dem Schriftsteller die Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz. Der Fall zeigt, wie verlogen die kommerzielle Kultur-Elite in Deutschland agiert, wenn die Luft dünn wird.
Akif Pirinccis Rede vor der Pegida war, wie an dieser Stelle unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, das Widerlichste, was man in den vergangenen Jahrzehnten auf einem öffentlichen Platz in Deutschland hören konnte. Es kann auch keine Entschuldigung sein, dass Pirincci im Nachhinein sagt, er habe geglaubt, auf einer Lesung bei seinen Fans zu sein.

Doch nun stürzen sich die Kultur-Eliten des Landes auf den kleinen Akif, als wäre er wie ein Alien gelandet. Der Spiegel leistet sich die Ferndiagnose und erklärt Pirincci zwischen den Zeilen für geisteskrank. Der Bertelsmann-Verlag teilt mit, dass er auch seine Katzen-Krimis aus der Serie „Felidae“, die Pirincci seit Jahren schreibt und die nichts mit Politik zu tun haben, nicht mehr ausliefern wird.

Bertelsmann wörtlich:

„Die Verlage Diana, Goldmann und Heyne der deutschen Verlagsgruppe Random House distanzieren sich entschieden von rechtsradikalen Aussagen des Autors Akif Pirinçci auf der ,Pegida‘-Kundgebung in Dresden am vergangenen Montagabend… Als Reaktion auf die ,inakzeptablen Äußerungen‘ würden die bei der Verlagsgruppe lieferbaren Bücher von Akif Pirincci, insgesamt sechs Titel, mit sofortiger Wirkung gesperrt und nicht mehr angeboten.“

Princci schreibt sein krudes Zeug seit vielen Jahren. Er hat in Dresden nichts anderes gesagt, als er schreibt. Das ist überall nachzulesen. In seinen Büchern, auf seiner Website. Pirincci hat bei der Pegida nichts Neues gesagt. Das Zeug ist schrecklich, und man muss sich fragen, was sich die Lektoren der Verlage gedacht haben, als sie dieses Zeug allen Ernstes durchgewunken haben. Aber sobald es einer druckt und andere es lesen, dann ist es so. Es darf keine Grenzen der freien Meinungsäußerung geben.

Es ist in erster Linie der Pegida anzulasten, dass sie Pirincci eingeladen hat. Denn die Organisatoren hätten vorhersehen müssen, dass die wirren Texte, werden sie wörtlich als politische Rede vorgetragen, eine verheerende Wirkung haben müssen. Lutz Bachmanns Distanzierung von Pirincci („Es tut mir ja so leid, ich hätte sofort das Mikro abschalten sollen, schluchz!“) ist eine üble Charakterlosigkeit, die nur unterstreicht, dass die von 30.000 Dresdnern vorgetragenen Anliegen bei der „Pegida“ in den falschen Händen sind.

Natürlich haben auch die Bertelsmänner von Pirinccis politischen Büchern gewusst und deren Inhalte gekannt. Doch sie haben sich weggeduckt und mit Pirinccis Katzen-Krimis weiter Geld verdient. Denn tatsächlich nehmen all die Verlage die „Risiken und Nebenwirkungen“ von Krawallmachern gerne in Kauf, solange die Kasse stimmt. Über Nacht entdeckt dann Gütersloh plötzlich seine Funktion als antifaschistischer Schutzwall –wobei die Konzernleute die Rede von Pirincci vermutlich überhaupt nicht gehört haben. Denn „rechtsradikal“ war sie nicht, sie war rassistisch. Viele Medien haben bei dem aus dem Zusammenhang und ins Gegenteil verkehrten „KZ-Vergleich“ offenbar abgeschaltet.

Bertelsmann hätte als Verlag die Verantwortung gehabt, nach Pirinccis erstem kruden Polit-Buch den Autor zu rufen, ihm zu erklären, dass diese Bücher keine Literatur sind – die sprachliche Qualität ist zu schlecht. Sie hätte ihm sagen müssen, dass das auch keine Provokation ist, sondern Rassismus. Und dann hätten sie ihm vorher sagen müssen: Lass das sein, oder wir können dich nicht weiter verlegen. Dann hätte Pirincci immer noch entscheiden können: Will ich pöbeln oder Geld verdienen?

Stattdessen will ihm Bertelsmann die Lebensgrundlage entziehen und auch seine Katzen-Krimis nicht mehr ausliefern. Diese Bücher haben mit dem Polit-Pöbler Pirincci nichts zu tun. Die Bertelsmänner sollten diese Aktion noch einmal überdenken, denn es ist in der Tat eine totalitäre Geste: Die Maßnahme erfolgt nämlich nicht aus der Verantwortung eines Verlegers seinem Autor gegenüber, sondern aus Angst davor, dass der mediale Volkszorn die Geschäftstätigkeit des Konzerns beeinträchtigen könnte.

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