Von insgesamt 530 Millionen Euro Sachschäden durch Einbruchdiebstähle spricht die Versicherungswirtschaft. Im Durchschnitt seien es 3250 Euro je Fall. Überwiegend werden Schmuck, Bargeld oder elektronische Geräte wie PCs, Laptops und Smartphones gestohlen.
Die tatsächlichen Schäden für die Einbruchsopfer dürften aber höher sein, denn nicht alle sind versichert – nur etwa drei von vier Haushalten haben eine Hausratversicherung – und nicht alle gestohlenen Objekte und Schäden werden ersetzt, nicht selten fehlen Kaufbelege und Nachweise für die gestohlenen Wertsachen. Hinzu kommen die psychischen Kosten der Opfer. Viele fühlen sich noch lange nach der Tat unsicher und verletzt.
Die Zahl der Einbrüche in Deutschland steigt dramatisch. In den vergangenen fünf Jahren hat sie um mehr als 30 Prozent zugenommen – zuletzt auf 167.000, ein Plus knapp 10 Prozent zum Vorjahr. So hoch war die Zahl der Einbrüche bislang erst einmal, in den frühen neunziger Jahren nach der Öffnung der Grenzen zu Osteuropa.
Vormittag und frühe Abendstunden
Auch im ersten Halbjahr 2016 hat sich die steigende Tendenz fortgesetzt, wie mehrere Landeskriminalämter dieser Tage melden. Vergangenen Freitag traf es ein prominentes Opfer: Der Unternehmerin und Bremer FDP-Politikerin Lencke Steiner wurde ihre Wohnung im noblen Frankfurter Westend aufgebrochen, die Diebe stahlen einen Tresor mit Schmuck und Bargeld im Wert von fast hunderttausend Euro.
Statistisch gesehen gibt es alle 3,1 Minuten einen Einbruch oder Einbruchsversuch in Deutschland. Am stärksten betroffen sind der norddeutsche Raum um Hamburg und Bremen sowie Nordrhein-Westfalen. Dort gab es im vergangenen Jahr 500 bis 700 Fälle je 100.000 Einwohner. In Berlin und Umland, Südhessen und dem Saarland sind es 200 bis 400 Fälle. Weit seltener sind Einbrüche im Süden, weniger als 100 Fälle werden in Bayern, Sachsen oder Thüringen verzeichnet.
Doch die Sorge, Einbruchsopfer zu werden, hat längst die ganze Republik ergriffen. Fast jeder kennt inzwischen Fälle aus der Familie, aus dem Freundes-, Bekannten- oder Kollegenkreis. Und Ermittler sagen: Ferienzeit ist Einbruchszeit – denn wenn viele Bürger verreist sind, kommen die Diebe besonders gerne zu den verlassenen Wohnungen. In 90 Prozent der Fälle kommen die Täter, wenn niemand zuhause ist. Die meisten Einbrüche finden am späten Vormittag oder in den frühen Abendstunden, nicht nachts, statt.
„Krasses Versagen des Staates“
Deutschland scheint für Einbrecher ein Paradies geworden zu sein. Nur selten müssen sie mit Verhaftung rechnen, nur in den seltensten Fälle kommt es zu einer Verurteilung. Die Aufklärungsquote ist laut Polizeiangaben in den vergangenen zehn Jahren von 19,6 auf 15,2 Prozent gesunken. Aber selbst wenn ein Tatverdächtiger ausgemacht wurde, kommt er meist ohne Strafe davon.
Der Kriminologe Christian Pfeiffer hat Tausende Fälle ausgewertet und errechnet, dass von 100 Einbrüchen bloß 2,6 mit einer Verurteilung endeten. „Damit wurden 97,4 Prozent der Einbrecher geradezu ermutigt, ihre kriminellen Aktivitäten fortzusetzen“, findet Pfeiffer, der früher Justizminister in Niedersachsen war. Er spricht von einem „krassen Versagen des Staates“ in diesem Bereich der Kriminalitätsbekämpfung.
Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat für seinen neuen „Einbruch-Report“ einige Informationen über die Täterstruktur zusammengetragen. Demnach ist der typische Täter männlich, meist unter 30 Jahre alt und ledig. Etwas mehr als die Hälfte der (wenigen) rechtskräftig verurteilten Täter haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Es ist also zum erheblichen Teil ein importiertes Problem. Die Zunahme der Einbrüche sei vor allem auf „reisende Tätergruppen aus Ost- und Südosteuropäer zurückzuführen“, stellt Bundesinnenminister Thomas de Maizière fest.
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