Messerattacke war nicht islamistisch motiviert

  04 Auqust 2016    Gelesen: 974
Messerattacke war nicht islamistisch motiviert
Der Mann, der am Abend in London eine Frau erstochen und mehrere Menschen verletzt hat, leidet an psychischen Problemen. Von einem terroristischen Hintergrund geht die Polizei nicht aus.
Der 19 Jahre alte Mann, der am Mittwochabend eine Frau in London mit einem Messer getötet und fünf weitere Menschen verletzt haben soll, war der Polizei zufolge nicht radikalisiert. Wie die Londoner Polizei am Donnerstag mitteilte, handelt sich bei dem Mann um einen Norweger mit somalischen Wurzeln. Es seien keine Beweise gefunden worden, dass der Mann „auf irgendeine Art von Terrorismus motiviert“ gewesen sei, sagte ein Polizeisprecher.

Der Angreifer war unmittelbar nach der Tat am Mittwochabend festgenommen worden. Der Mann leidet nach Angaben der Polizei unter psychischen Problemen. Londons Bürgermeister Sadiq Khan rief die Einwohner der britischen Hauptstadt am Donnerstagmorgen zu Ruhe und Wachsamkeit auf. Zunächst hatten die Ermittler ein terroristisches Motiv nicht ausschließen wollen.

Nach Polizeiangaben ging der Täter gegen 22.30 Uhr (Ortszeit) am Russell Square, einem begrünten Platz in der Londoner Innenstadt, mit einem Messer auf Menschen los. Eine Frau, die zwischen sechzig und siebzig Jahren alt gewesen sein und aus den Vereinigten Staaten kommen soll, sei vor Ort behandelt worden, aber noch am Tatort ihren schweren Verletzungen erlegen. Zwei weitere Frauen und drei Männer aus Australien, den Vereinigten Staaten, Israel und Großbritannien erlitten „diverse Verletzungen“, wie die Polizei mitteilte. Über den Zustand der Verletzten war zunächst nichts bekannt.

Der Täter sei von einem Polizisten mit einer sogenannten Taser-Pistole überwältigt worden. Danach wurde er in ein Krankenhaus gebracht. Zwischen dem ersten Alarmruf bei der Polizei und der Festnahme seien sechs Minuten vergangen.

„Bitte melden Sie jeden verdächtigen Vorgang der Polizei“

Der Russell Square ist ein belebter Platz mit einer Reihe von Hotels und liegt in der Nähe des British Museum und der Londoner Universität. Der 22-jährige Tourist Xavery Richert beobachtete die Tat. „Ich habe mir ein Bier gekauft, als ich die Schreie einer Frau hörte, die von einem Mann verfolgt wurde“, sagte der Franzose der Nachrichtenagentur AFP.

Er habe zunächst an einen Handtaschenraub gedacht. Die Frau sei weggerannt und unverletzt entkommen. Später habe er dann Einsatzkräfte und eine mit einem Tuch bedeckte Leiche auf dem Platz gesehen. Die Anwohnerin Constantine Somerville reagierte schockiert auf die Messerattacke. „Dies ist so eine sichere Gegend und besonders nachts sehr ruhig.“

Nach jüngsten Anschlägen in Europa mehr bewaffnete Beamte

Erst am Sonntag hatte Londons Polizeichef Bernard Hogan-Howe vor Terroranschlägen in der Metropole gewarnt. Die Frage sei nicht, ob es einen solchen Anschlag geben werde, sondern wann er sich ereigne, hatte Hogan-Howe geagt. „Als Verantwortlicher für die Abwehr einer solchen Attacke würde ich gerne beruhigen. Aber ich fürchte, ich kann das nicht tun.“

Vor elf Jahren waren bei einer Anschlagsserie in der britischen Hauptstadt 52 Menschen getötet worden. Mehrere Attentäter sprengten sich damals in U-Bahnen und Bussen in London in die Luft. Zu den Anschlägen am 7. Juli 2005 bekannte sich das Terrornetzwerk Al Qaida.

Als Reaktion auf die jüngsten islamistischen Attentate in mehreren europäischen Ländern hatte die Londoner Polizei wenige Stunden vor der Bluttat am Russell Square angekündigt, mehr bewaffnete Beamte auf die Straße zu schicken. Polizisten in Großbritannien tragen in der Regel keine Schusswaffen bei sich.

Mutmaßliche Islamisten hatten in den vergangenen Wochen mehrere Anschläge in Europa verübt. In der französischen Küstenstadt Nizza raste am 14. Juli ein Mann mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge und tötete 84 Menschen. Knapp zwei Wochen später töteten zwei Islamisten in einer Kirche in Nordfrankreich einen Priester und verletzten einen Gottesdienstbesucher schwer.

Auch Deutschland wurde zuletzt von mehreren mutmaßlich islamistischen Gewalttaten erschüttert. Ein vermutlich aus Afghanistan stammender Flüchtling attackierte Mitte Juli bei Würzburg Insassen einer Regionalbahn mit einer Axt und verletzte fünf Menschen schwer. Knapp eine Woche später sprengte sich ein syrischer Flüchtling in Ansbach in die Luft und verletzte 15 Menschen.


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