Die etablierten Produzenten in den Golfstaaten fühlen sich durch den Siegeszug der neuen Fracking-Methode bedroht. Sie halten über das OPEC-Kartell den Ölpreis künstlich niedrig, und hoffen, dass die US-Firmen aufgeben müssen, weil sie nicht mehr gewinnbringend produzieren können. Denn anders als Wüsten-Öl am Golf lässt sich Fracking-Öl in Texas nur mit viel höheren Kosten fördern.
Bisher konnten die US-Firmen den Preiscrash mit einem Produktionsboom bekämpfen: Je schneller die Preise sanken, desto mehr erhöhten sie die Fördermenge. Dabei halfen technische Tricks: Sie verfeinerten Bohrtechniken, schalteten langsamere Fördertürme ab und verlegten Personal und Equipment zu den besten Vorkommen mit dem meisten Öl. Doch nun stoßen sie an ihre Grenze: Die US-Energiebehörde EIA erwartet, dass die Fördermenge pro Turm im November erstmals stagniert. Seit 2013 war sie immer weiter gestiegen.
Dem Fracking-Boom geht die Puste aus
Beim Fracking werden Chemikalien, Sand und Wasser mit hohem Druck in den Boden gepresst. Tief liegende Gesteinsschichten werden wie mit einer Zange geknackt und geben im Fels gefangenes Öl und Gas frei. So lassen sich bisher kaum erschließbare Felder anzapfen. Das Problem ist, dass die Freude nicht lange währt. Nach dem Anstich fällt die Fördermenge rapide - bis zu 70 Prozent im ersten Jahr.
Also müssen die Firmen nachlegen und immer neue Fördertürme aufbauen, um den Rückgang bei den bestehenden Feldern auszugleichen. Das lohnt sich bei niedrigen Ölpreisen aber immer weniger - die Gesamtproduktion fällt unweigerlich. "Der Stein ist viel größer und rollt viel schneller den Berg runter als vorher", sagt ein Investor aus Houston. "Es gibt zu wenig Bohrtürme, um die Sinkrate abzubremsen".
Die EIA schätzt, dass sich die US-Ölproduktion erst im nächsten Jahr wieder erholt. Laut dem Ausrüster Baker Hughes planen die meisten US-Ölfirmen im kommenden Jahr weniger für neue Bohrungen auszugeben. Es sieht also so aus, als ob Saudi-Arabien die Schlacht am Ölmarkt bald gewinnt - und die Preise wieder steigen.
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