Berichterstattung gegen Russen in Rio: „Deutsche Journaille hat sich disqualifiziert“

  10 Auqust 2016    Gelesen: 639
Berichterstattung gegen Russen in Rio: „Deutsche Journaille hat sich disqualifiziert“
Die Berichterstattung deutscher Medien aus Rio stößt manchmal nicht nur in Russland, sondern auch bei Lesern in Deutschland auf Kritik. Ein Beispiel dafür war das Finale im Schwimmen, als die Russin Jefimowa, die den Olympia-Start vor Gericht erkämpft hatte, auf Platz zwei hinter der US-Amerikanerin King landete.
Im Finale über 100 Meter Brust jubelte ARD-Kommentator Tom Bartels: „Jaaa! Lilly King schlägt Julia Jefimowa (…) Das war der wichtigste Sieg dieser Olympischen Spiele. Das war ein Sieg für den Sport. Gegen eine Dopingsünderin, die frech der Konkurrenz ins Gesicht lacht.“

Noch bei den Vorkämpfen hatte auch ZDF-Mann Thomas Wark die Starterlaubnis für die Russin kritisiert: „Da steht sie, als wäre gar nichts gewesen. Sie geht ihrem Sport nach, und fügt ihrem Sport doch großen Schaden zu.“

Auf der Webseite von Focus Online, wo aus den TV-Berichten zitiert wurde, reagierten die Leser unterschiedlich. Manche stimmten zu, wie etwa Elisabeth Takahashi: „Der Erfolg ihrer Sportler ist für totalitäre Regime wie Russland eines ist, von enormer Bedeutung, zeigt es doch in ihren Augen die ‚Überlegenheit‘ ihres Systems (…) Da werden Sportler von der Führung ihres Landes dazu gezwungen zu verbotenen Mitteln zu greifen oder man appliziert die Substanz ohne ihr Wissen einem erlaubten Vitamincocktail bei. Dies alles haben wir aus der DDR-Vergangenheit gelernt.“
Im Leserkommentar von Roland A. Schneider heißt es dagegen: „An Peinlichkeit nicht zu überbieten! Nein, nicht die Beteiligung der russischen Schwimmerin, sondern die parteiische Berichterstattung dieser angeblichen Qualitätsjournalisten, für die deutschen Zuschauern Zwangsgebühren abgepresst werden! Wenn der CAS, der höchste Sportgerichtshof der Welt, der russischen Schwimmerin die Beteiligung in Rio zugestanden hat, ist dies zu akzeptieren! Deutsche Journaille hat sich wieder einmal disqualifiziert.“

Der Leser Mario Zengel kommentierte: „Wenn es darum geht die USA vor schlechtem Ruf zu bewahren, dann ist den US-treuen GEZ-Beziehern das große Mundwerk wie zugenagelt. Denn es ist ja nicht der als Feind auserkorene reiche Russe, der dann am Pranger steht. Ich hoffe nur dass diese Leute von der ARD und vom ZDF bald ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.“
Auch in deutschen Zeitungen sind viele Olympia-Beiträge nicht gerade wohlwollend zu Russland. So schrieb Evi Simeoni, Sportredakteurin der „F.A.Z.“: „Was wird ein Schwimmer denken, wenn bei den Olympischen Spielen in Rio auf der Bahn neben ihm ein Russe krault? Es wird ihm schwerfallen, zu glauben, dass der Nachbar nicht ein Posten war im flächendeckenden Staatsplan seines Landes zur Produktion von Medaillen mit Hilfe von Doping und dessen Vertuschung. Da hilft auch kein Persilschein vom Weltverband unter Überwachung eines Juristen.“

„Mit der Entscheidung des IOC-Präsidenten Bach, sich der russischen Macht zu beugen und ein Land zu den Spielen zuzulassen, das mit krimineller Energie und ohne jeden Skrupel Olympia beschmutzt und verhöhnt und die Winterspiele 2014 in Sotschi in eine klebrige Falle für die eigenen Gäste verwandelt hat, gibt er den Kern dessen preis, was die Spiele von allen anderen Events unterschieden hat. Das Wesentliche. Die Ehre, dabei zu sein“, so die F.A.Z.-Redakteurin.
In Russland stößt diese Berichterstattung meistens auf Befremden. Die „Rossijskaja Gaseta“ bezeichnete den F.A.Z.-Kommentar als „Beispiel für eine Voreingenommenheit gegen Russland, für fehlende Argumentation und elementare Logik“.

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