Fehlende Israel-Vorwahl sorgt für Ärger

  12 Auqust 2016    Gelesen: 1065
Fehlende Israel-Vorwahl sorgt für Ärger
Das Hotel Kempinski in Berlin wehrt sich gegen den Vorwurf der Israelfeindlichkeit. Der Dokumentarfilmer Claude Lanzmann behauptet, die Nobel-Herberge habe die Vorwahl des Landes auf Wunsch von arabischen Gästen aus der Telefonliste gestrichen.
Das Fehlen der israelischen Vorwahl auf einer Telefonliste des Kempinski Hotels in Berlin hat einen Eklat ausgelöst. Der französische Dokumentarfilmer Claude Lanzmann sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass er auf der Telefonliste in seinem Zimmer nicht die Vorwahl von Israel finden konnte.

Auf der Liste seien beispielweise Länder Rumänien, die Vereinigten Staaten, Thailand, Belgien und die Ukraine aufgeführt gewesen, so Lanzmann. Israel habe er indes nicht finden können. Stattdessen gab es einen Hinweis am Ende der Liste: "Für Länder, welche hier nicht aufgelistet sind, erfragen Sie bitte die Nummer bei der Telefonzentrale unter der Durchwahl 9."

Empört ging Lanzmann zur Rezeption. Dort traf er eigenen Angaben zufolge auf den Verantwortlichen des Hotels. Dieser habe ihm erklärt: "Monsieur, es macht mich glücklich, dass Sie diese Frage aufwerfen. Ich bin selbst Jude, es handelt sich bei der Maßnahme um eine bewusste Entscheidung der Direktion des Kempinski-Hotels, gegen die wir leider machtlos sind." Seine Ausführungen gingen noch weiter: "Die Mehrheit unserer Kundschaft sind Araber, und sie haben verlangt, dass Israel gestrichen werde."

Hotel dementiert Darstellung Lanzmanns

Der 90-jährige jüdische Regisseur, der bereits 1986 im Kempinski Hotel zu Gast war, als er seinen Film "Shoah" in Berlin vorstellte, sagte der "FAZ": Dass Israel in der deutschen Hauptstadt so "ausradiert" worden sei, habe ihn geschockt.

Das Hotel bestreitet die Darstellung Lanzmanns. Die in dem Artikel beschriebenen Äußerungen des Mitarbeiters könne das Hotel "so nicht bestätigen", sagte eine Sprecherin. "Es gab und gibt keine Anweisung seitens der Hoteldirektion und auch nicht von der Kempinski AG, die israelische Vorwahl nicht in die Ländervorwahlliste aufzunehmen." Dies würde auch "unseren Grundsätzen von Gastfreundschaft und Offenheit gegenüber allen Menschen widersprechen".

Die Hotelsprecherin sagte, dass es sich bei der betreffenden Liste um keine vollständige Auflistung aller Ländervorwahlen handle, sondern lediglich "um eine Auswahl von 35 Vorwahlen der insgesamt 193 Ländervorwahlen weltweit". Es habe keinen dezidierten Grund gegeben, dass das Land Israel auf der Liste nicht benannt benannt war. Inzwischen sei die Vorwahl ergänzt worden. "Sollten wir mit dem Fehlen der israelischen Vorwahl die Gefühle von Herrn Lanzmann verletzt haben, so bitten wir aufrichtig, dies zu entschuldigen."

Die Ländervorwahl für Israel ist übrigens 00972. Lanzmann zu dem Vorfall: "Man kann nicht gegen den arabischen Terrorismus kämpfen und gleichzeitig erlauben, dass in einem der nobelsten und wichtigsten Hotels in Berlin Israel ausgemerzt wird."

Der neuneinhalbstündige Dokumentarfilm "Shoah" über die Vernichtung der europäischen Juden wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Der 1925 als Sohn jüdischer Eltern in Paris geborene Lanzmann kämpfte im französischen Widerstand gegen das NS-Regime, studierte in Frankreich und Deutschland Philosophie und war 1948/49 kurzzeitig Dozent an der neugegründeten Freien Universität Berlin.

Quelle: n-tv.de

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