IOC will keine Synchronschwimmer

  18 Auqust 2016    Gelesen: 671
IOC will keine Synchronschwimmer
Seit 1984 ist Synchronschwimmen Teil des olympischen Programms - doch nur für Frauen. Männer dürfen nicht im olympischen Wasser tanzen, weil mehrere Verbände in verkrusteten Denkmustern verharren. Besonders heftiger Widerstand kommt aus Russland.
Männer haben bei Olympia keinen Zutritt - zumindest nicht ins Synchronschwimm-Becken. Bei der WM vor einem Jahr feierten die Athleten in dieser oft belächelten Sportart eine gelungene Premiere im Mixed-Duett, doch bei Sommerspielen wird ihnen das Startrecht noch verwehrt. Und das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben, glaubt Generalsekretär Jürgen Fornoff vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV).

Die Öffnung sei "einfach nicht mehrheitsfähig", es sei der "Anruch des Gay", der in vielen Verbänden zu einer Verweigerung der Aufnahme führe, sagte Fornoff der Tageszeitung "Taz": "In der Diskussion wird nicht über Sport gesprochen." Er persönlich sei für die Öffnung, und auf Dauer könnten sich die Verbände und das Internationale Olympische Komitee (IOC) dieser Art der Gleichberechtigung auch nicht verweigern: "Irgendwas wird kommen."

Das hoffen beileibe nicht alle. Olympiasiegerin Natalia Ischtschenko nannte Männer als Synchronschwimmer "widernatürlich", ihre Duett-Partnerin Swetlana Romaschina ist ebenfalls "kategorisch gegen Männer in unserer Sportart". Russlands Sportminister Witali Mutko war unglücklich, dass der Mixed-Wettbewerb ausgerechnet in seinem Heimatland die Premiere feierte. "Offensichtlich wurde das von einer Gruppe von Ländern durchgedrückt", hatte Mutko gesagt und betont, er halte Synchronschwimmen für einen "rein weiblichen Sport".

Ursprünglich männlich dominierte Sportart

Niklas Stoepel, Deutschlands einziger männlicher Synchronschwimmer, kann diese Haltung nicht nachvollziehen. "Ich finde das diskriminierend", sagt der deutsche Meister im Mixed-Duett. Das findet auch Bill May. Der 37-Jährige gewann vor einem Jahr in Kasan mit Partnerin Christina Jones das erste WM-Gold im neuen Wettbewerb. "Ich würde es lieben, bei Olympia teilzunehmen. Sobald sie den Wettbewerb öffnen, werde ich da sein", hatte der US-Amerikaner nach seinem WM-Triumph gesagt: "Jetzt, wo die Leute Männer im Synchronschwimmen gesehen haben, werden wir viel positives Feedback bekommen."

Mays Olympiatraum war 2004 zerstört worden. Obwohl sportlich qualifiziert, durfte er auf Geheiß des US-Verbandes nicht bei den Sommerspielen in Athen starten. May ging mit harter Kritik an die Öffentlichkeit - doch es nützte nichts. Entnervt beendete er seine Karriere, um dann nach der Aufnahme des Mixed-Duetts bei der WM zurückzukehren - und auf Anhieb Gold zu gewinnen. Warum das IOC keinen Wettbewerb mit gemischten Duetten will, versteht May nicht: "Beim Eiskunstlaufen geht es doch mit Frauen und Männern auch, warum nicht im Synchronschwimmen?"

Dabei war es anfangs genau anders herum. Als Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland die ersten Wettkämpfe abgehalten wurden, waren nur Männer zugelassen. "Reigenschwimmen" wurde der Vorreiter des seit 1984 olympischen Synchronschwimmens genannt. Erst ab 1907 gestattete man(n) auch den Frauen den "Tanz im Wasser".

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