Gedenkstein für Tugce an der Uni Gießen

  18 September 2015    Gelesen: 883
Gedenkstein für Tugce an der Uni Gießen
Der gewaltsame Tod der Lehramtsstudentin Tugce Albayrak hat das ganze Land bewegt. Am Freitag ist in Gießen, wo die junge Frau studierte, ein Gedenkstein für sie eingeweiht worden.

"Tugces Traum war es Lehrerin zu werden. Mit ihrer Zivilcourage hat sie der Welt ihren ersten und letzten Unterricht erteilt", steht auf einer Glasplatte, die an einer schlichten Stele angebracht ist. Seit Freitag steht der Gedenkstein auf dem gesellschaftswissenschaftlichen Campus der Gießener Justus-Liebig-Universität.
"Unsere Studentin Tugce Albayrak wurde Opfer von Gewalt, ihr mutiges und selbstloses Eintreten für ihre Mitmenschen hat sie mit dem Leben bezahlt", lautet die Inschrift weiter, mit der die Hochschule an Tugce Albayrak erinnert.

Der Gedenkort war in Abstimmung mit den Angehörigen der Verstorbenen sowie mit Vertretern des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) von der Hochschule gestaltet worden. Die junge Frau hatte ab dem Wintersemester 2012/13 bis zu ihrem Tod an der Gießener Uni die Fächer Deutsch und Ethik für das Lehramt studiert.

"Viele von uns hätten weggeschaut"

"Tugce Albayrak hat sich für Mitmenschen eingesetzt, in einer Situation, in der, wenn wir ehrlich zu uns sind, viele von uns weggeschaut hätten, sich nicht eingesetzt hätten, sich nicht betroffen gefühlt hätten", sagte der Gießener Unipräsident Professor Joybrato Mukherjee in einer Ansprache während einer kleinen Feierstunde. Diese Zivilcourage sei der Kern, weshalb die Anteilnahme bundesweit so groß gewesen sei, weit über Gießen und Gelnhausen, ihrem Heimatort, hinaus. Der Ort, an dem der Stein aufgestellt wurde, solle die daran vorbeigehenden Menschen an Tugce und ihren mutigen Einsatz erinnern, sagte der Unipräsident
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Auf der Gedenktafel für Tugce Albayrak steht: "Tugces Traum war es Lehrerin zu werden. Mit ihrer Zivilcourage hat sie der Welt ihren ersten un letzten Unterricht erteilt."

Tugces Bruder Dogus bedankte sich bei der Universität. Die Aufstellung des Gedenksteins sei eine Ehre und erfülle die Familie mit Stolz – trotz allem, was passiert sei. An der Gedenkfeier nahmen unter andern der türkische Generalkonsul Mustafa Celik und weitere Vertreter aus der Politik teil. Sie sowie Freunde und Familienangehörige legten nach der Feier Blumen am Stein nieder.

Diskussion über Jugendkriminalität

Tugce Albayrak war am 15. November in der Toilette eines Schnellrestaurants in Offenbach zwei Mädchen, die von mehreren Männern belästigt worden waren, zu Hilfe geeilt. Später eskalierten die Auseinandersetzungen auf dem Parkplatz, es kam zu wechselseitigen Beleidigungen, in deren Folge die junge Frau von einem 18-jährigen Jugendlichen gegen den Kopf geschlagen wurde. Dadurch stürzte sie auf den Boden und erlitt schwerste Kopfverletzungen. Sie fiel ins Koma, knapp eine Woche später wurde ihr Hirntod festgestellt. Ihre Familie ließ wenige Tage später, an Tugces 23. Geburtstag, die lebenserhaltenden Maschinen abstellen.

Tugce wurde auf dem Friedhof in Bad Soden-Salmünster unter anderem in Anwesenheit von Ministerpräsident Volker Bouffier beigesetzt. Der Täter wurde im Juni nach einem knapp zwei Monate dauernden Prozess wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Jugendstrafe von drei Jahren verurteilt.

Der Fall hatte in Deutschland eine langanhaltende Diskussion um Jugendkriminalität entfacht. Tugce wurde in diesem Zusammenhang zu einer Symbolfigur für Zivilcourage. Hunderte von Menschen veranstalteten an mehreren Orten Schweigemärsche und Mahnwachen für Tugce. Auch an der Universität in Gießen trafen sich Freunde und Kommilitonen der verstorbenen Studentin zum Gedenken. Bundespräsident Joachim Gauck hatte zunächst sogar eine posthume Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an die Verstorbene erwogen, sich später aber dagegen entschieden.

Im Zuge der Diskussion wurde aber auch vor einer Vorverurteilung des damals Tatverdächtigen gewarnt. Im Rahmen der Ermittlungen waren Beweismittel wie ein Video an die Öffentlichkeit gelangt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Rolle der Medien kritisiert.

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