Top-Banker warnen Sparer vor Banken-Krise in Deutschland

  25 Auqust 2016    Gelesen: 537
Top-Banker warnen Sparer vor Banken-Krise in Deutschland
In ungewöhnlich deutlichen Worten warnen der Chef der Deutschen Bank, ein Vorstand der Bundesbank und ein Wirtschaftsweiser vor einer neuen Banken-Krise in Deutschland. Die Folgen der aktuellen Niedrigzinsen seien für Sparer und Altervorsorge fatal. Die Bundesbank fordert dringend nationale Einlagensicherungen, um die Sparer im Fall eines Crashs zu schützen.
Die exzessive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verursacht nach Ansicht von Deutsche-Bank-Chef John Cryan mittlerweile mehr Schaden als Nutzen. Die EZB habe in der Finanz- und Staatsschuldenkrise viel dafür getan, Europa zu stabilisieren. „Inzwischen aber wirkt die Geldpolitik den Zielen entgegen, die Wirtschaft zu stärken und das europäische Bankensystem sicherer zu machen“, schrieb Cryan in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt.

Besonders aufhorchen lässt an dem Beitrag Cryans eine Warnung an die Sparer, die in der Folge der aktuellen Entwicklung vor enormen Risiken stehen. Cryan schreibt, „für die Sparer und deren Altersvorsorge sind die Folgen fatal“, wenn sich nicht etwas Grundlegendes ändert.

Deutsche-Bank-Chef Cryan wies darauf hin, dass der Zinsüberschuss eine wichtige Ertragssäule für die Geldhäuser ist. Dieser sei aber über die gesamte Euro-Zone hinweg seit 2009 um sieben Prozent geschrumpft. „Nicht Geld aufnehmen, sondern Geld vorhalten kostet Zinsen. Sicherheit wird damit bestraft.“ Cryan forderte EZB-Präsident Mario Draghi zu einem Kurswechsel und einem Ausstieg aus den Minuszinsen auf. Es könne nicht sein, dass die Finanzaufseher höhere Sicherheitspolster von den Banken forderten, für diese zusätzlichen Reserven dann aber Strafzinsen verlangten.

Reuters schreibt unter der deutlichen Überschrift „Absturz deutscher Bank-Aktien alarmiert die Bundesbank“, dass sich die Bundesbank Sorgen um die deutschen Banken mache: „Den Rückgang in der Marktkapitalisierung von Banken kann man nur kritisch sehen, denn dadurch wird eine Kapitalaufnahme erschwert“, sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret in einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview. „Wenn es den Wunsch nach einer Kapitalerhöhung gibt, würde diese deutlich teurer.“ Die Papiere von Deutscher Bank und Commerzbank sind zuletzt kräftig unter die Räder gekommen, beim europaweiten Stresstest gehörten die beiden größten deutschen Banken zu den schwächsten Instituten. Die Deutsche Bank braucht nach eigenem Bekunden derzeit keine Kapitalerhöhung.

Commerzbank-Aktien haben seit Jahresstart 38 Prozent eingebüßt, die Papiere der Deutschen Bank 45 Prozent. Sie brachen damit stärker ein als der Index für Bankenwerte der Euro-Zone mit minus 29 Prozent. Hauptgrund für den Absturz deutscher Bankaktien sei die Unsicherheit über die strukturelle Ertragskraft der Institute, sagte Dombret. „Verantwortlich dafür ist vor allem das Niedrigzinsumfeld, unter dem Banken in Deutschland aufgrund der hohen Einlagen ganz besonders leiden.“ Zudem finanzierten sich Firmen in der Bundesrepublik stärker über Bankkredite und weniger über den Kapitalmarkt als in anderen Ländern. Zu einzelnen Banken äußerte sich Dombret nicht.

Aus Sicht des Wirtschaftsweisen Volker Wieland haben die Notenbanken in der Finanzkrise und in der europäischen Schuldenkrise zu Recht die Zinsen gesenkt und ihre Geldpolitik gelockert. „Inzwischen beharren die Fed und EZB jedoch viel zu lange auf der Niedrigzinspolitik und die EZB weitet ihre Anleihekäufe weiter massiv aus“, sagte der Volkswirt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Es bauen sich Risiken für den Finanzsektor auf, insbesondere im Bankensektor geht die Profitabilität zurück, risikoreiche Anlagen nehmen zu“, warnte Wieland, der Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist. Regierungen verschleppten notwendige Strukturreformen, da sie durch rekordniedrige Zinsen auf langfristige Staatsanleihen Spielraum in der Ausgabenpolitik gewonnen hätten.

Erst vor einigen Tagen hatte Dombret im Focus gefordert, dass in allen EU-Staaten eine rasche Umsetzung der Einlagensicherung für Bankguthaben bis zu 100.000 Euro erfolgen müsse. „In Deutschland gilt die Richtlinie seit Juli 2015, aber leider eben nicht in allen Mitgliedsländern. Das sollte aber, meine ich, unbedingt der Fall sein, bevor wir über weitere Schritte reden können.“ Dombret ist im Bundesbank-Vorstand unter anderem für die Bankenaufsicht zuständig.

Die umstrittene Einführung einer europaweiten Einlagensicherung hatten die EU-Staaten hatten unlängst auf die lange Bank geschoben. Die Beratungen dazu sollen erst dann starten, wenn es Fortschritte bei der Reduzierung der Risiken im Bankensektor der einzelnen Länder gegeben habe. Dies fordert auch Dombret: „Statt nach einer Gemeinschaftshaftung zu rufen, sollten für diese Risiken wirksame Lösungen auf nationaler Ebene gefunden werden.“ Als Alternativen zu einer europäischen Einlagensicherung hatte Dombret unlängst die Schaffung eines Rückversicherungsfonds oder zwischenstaatliche Kreditvereinbarungen ins Spiel gebracht.

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