Gabriel kritisiert Merkels Flüchtlingspolitik

  28 Auqust 2016    Gelesen: 317
Gabriel kritisiert Merkels Flüchtlingspolitik
Merkels Satz "Wir schaffen das" kommt nicht überall gut an. Nun äußert sich auch der Vizekanzler in einem Interview kritisch über die offenherzige Asylpolitik der Kanzlerin. In demselben Interview bezieht er auch erstmals Stellung zu seiner "Stinkefinger"-Geste.
SPD-Chef Sigmar Gabriel hat erstmals in der Flüchtlingsdebatte Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel geäußert. Im ZDF-Sommerinterview forderte der Vizekanzler eine Obergrenze für Integration: "Die Union hat die Herausforderungen unterschätzt, und wir haben immer gesagt, es ist undenkbar, dass wir in Deutschland jedes Jahr eine Million Menschen aufnehmen", sagte er laut am Samstag vorab verbreiteten Ausschnitten aus dem Interview, das am Sonntagabend ausgestrahlt wird.

Es reiche nicht, ständig zu sagen, wir schaffen das, sagte Gabriel weiter. Vielmehr müssten die Voraussetzungen geschaffen werden, "dass wir es auch hinkriegen" - das aber habe die CDU/CSU "immer blockiert".

In demselben Interview verteidigte Gabriel auch seine "Stinkefinger"-Geste gegenüber pöbelnden Neo-Nazis vor rund zwei Wochen. "Ich habe nur einen Fehler gemacht, ich habe nicht beide Hände benutzt", sagte Gabriel.

Der SPD-Chef und Vizekanzler war bei einem Wahlkampfauftritt im niedersächsischen Salzgitter von einer Gruppe rechtsextremer Demonstranten angegangen worden. Auf Videoaufnahmen im Internet ist zu sehen, wie sie Gabriel unter Anspielung auf die Nazi-Vergangenheit seines Vaters als Volksverräter beschimpften. Er reagierte mit einer eindeutigen Geste und zeigte der Gruppe den Mittelfinger. Die SPD-Zentrale verteidigte Gabriels Geste anschließend als "emotionale Reaktion", die "angesichts der massiven Beleidigungen der Person und auch der Familie von Sigmar Gabriel" verständlich sei.

Der SPD-Chef spricht seit einigen Jahren offen über das schwierige Verhältnis zu seinem Vater, der auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein überzeugter Nationalsozialist gewesen sei. Wegen der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung ist auch Gabriel Anfeindungen ausgesetzt. Im Sommer 2015 zog er den Zorn von rechts auf sich, als er die Verantwortlichen für die Krawalle um eine Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Heidenau als "Pack" bezeichnete.

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