Doping im Radsport: Uni-Studie belastet Telekom-Konzern

  01 September 2016    Gelesen: 583
Doping im Radsport: Uni-Studie belastet Telekom-Konzern
Schwere Vorwürfe gegen die Telekom: Laut einer neuen Studie der Uni Freiburg wusste das Unternehmen von der jahrelangen Dopingpraxis im Radrennstall T-Mobile. Der Konzern nennt die Anschuldigungen "absurd".
Ein von der Universität Freiburg veröffentlichtes Gutachten wirft dem Telekom-Konzern vor, von Doping im von ihr gesponserten Radrennstall gewusst haben. Autor der Veröffentlichung ist der Sportwissenschaftler Andreas Singler. Das Bonner Unternehmen wies Vorwürfe der Mitwisserschaft zurück.

"Vieles, wenn nicht alles, deutet darauf hin, dass das Unternehmen vom Doping der Fahrer wusste", schreibt Singler in der Zusammenfassung seines 208-Seiten-Gutachtens. Telekom-Sprecher Stephan Althoff widersprach ihm: "Wir haben damals sehr bewusst den üblichen Weg des beim Team angestellten und damit abhängigen Arztes verlassen und die zu jener Zeit renommierteste deutsche Universitätsklinik als unabhängigen Kontrolleur engagiert."

Dem Konzern "angesichts dieses Vorgehens Mitwisserschaft zu unterstellen, ist absurd, bedeutet es doch im Umkehrschluss, wir hätten 1991 von den kriminellen Machenschaften der Freiburger Klinik gewusst. Und das war wirklich nicht der Fall", sagte Althoff weiter.

"Geradezu skrupellos"

Laut Singler soll das Telekommunikations-Unternehmen sein Radsport-Engagement "geradezu skrupellos" vorangetrieben haben. Top-Fahrer waren damals der einzige deutsche Tour-de-France-Gewinner Jan Ullrich (1997) und der sechsfache Gewinner des Grünen Tour-Trikots, Erik Zabel.

Der Sportwissenschaftler bezichtigt neben den Ärzten Andreas Schmid und Lothar Heinrich noch zwei weitere Mediziner, aktiv in die illegalen Methoden im Team verwickelt gewesen zu sein. Schmid und Heinrich haben Doping schon vor Jahren zugegeben.

Entstanden ist das Gutachten aus der Arbeit in der inzwischen aufgelösten Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin. Die Gruppe von Wissenschaftlern sollte unter der Leitung der Kriminologin Letizia Paoli herausfinden, in welchem Maße Ärzte der Uni in systematisches Doping von Spitzensportlern verwickelt waren.

Nach anhaltendem Streit mit der Universität war die Kommission im März auseinandergebrochen. Singler hatte zuvor bereits ohne Rücksprache eine Mitteilung mit Dopingvorwürfen gegen die Fußballklubs VfB Stuttgart und SC Freiburg sowie gegen den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) veröffentlicht. Das dazugehörige Gutachten befindet sich noch in einer Prüfungsphase durch die Staatsanwaltschaft.

Singler räumt in seinem neuen Report zur Doping-Mitwisserschaft von Telekom-Vertretern ein, dass "viele Einzelheiten aufgrund der dünnen Quellenlage nicht sicher aufgeklärt werden können". Trotzdem sei es möglich, "ein Sittengemälde zu skizzieren". Er stützt seine Behauptungen unter anderem auf Zeitzeugeninterviews, in Medien zitierte Aussagen der Protagonisten, Vernehmungsprotokolle der Staatsanwaltschaft sowie Briefwechsel.


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