Zahlreiche Schiffe mit Container-Ladungen sind infolge der Insolvenz gestrandet. Viele Elektronik-Hersteller müssen nun auf Teile warten. LG hat angekündigt, sich umgehend nach Alternativen umsehen zu wollen. Lieferverzögerungen und Produktionsunterbrechungen sind möglich. Cho Kyung-kyu vom Branchenverband Freight Forwarders Association sagte dem englischsprachigen Dienst von Reuters, die Pleite werde Auswirkungen auf die gesamte Branche haben.
Der Bankrott von Südkoreas Branchenprimus wäre der Beratungsfirma Alphaliner zufolge weltweit der bislang größte in der Branche. Hanjin-Angaben zufolge verwehrten Häfen in aller Welt den Frachtschiffen des Konzerns den Zugang. Sie fürchten, dass das Unternehmen ihnen keine Gebühren mehr bezahlen kann. Ende 2015 war der Schuldenberg von Hanjin auf umgerechnet rund 4,5 Milliarden Euro angestiegen. Weltweit leiden Reedereien unter Überkapazitäten und einer abnehmenden Nachfrage.
Auf die abnehmende Nachfrage im Containerhandel reagieren andere Konzerne inzwischen mit Fusionen. So schließt sich die deutsche Reederei Hapag-Lloyd mit der United Arab Shipping Company (UASC) zu einem Gemeinschaftsunternehmen zusammen. Hapag-Lloyd werde nach der Integration über eine Flotte von 237 Schiffen verfügen und in den Kreis der fünf weltweit größten Containerschiff-Reedereien aufrücken. Erst vor einem Jahr hatte Hapag-Lloyd die Fusion mit der chilenischen Großreederei CSAV abgeschlossen.
Auch die Banken sind betroffen – insbesondere norddeutsche Landesbanken. Die NordLB versucht derzeit, ihre ausfallgefährdeten Schiffskredite im Gesamtvolumen von circa 18 Milliarden Euro auszulagern. Sie glaubt nicht mehr, dass sich die Lage in der Branche grundlegend erholen wird.
Die schwierige Lage des Seehandels ist Folge des nachlassenden Wachstums in der Weltwirtschaft. Die Konjunktur in China kühlt sich seit Monaten ab, weil das Land sein Wirtschaftsmodell von der bislang dominierenden exportorientierten Produktion auf eine Binnenmarkt-orientierte Dienstleistungs-Ökonomie umstellt. Japan und die EU verzeichnen ebenfalls eher schwache Impulse. In den USA mehren sich die Zeichen dafür, dass das Wachstum deutlich nachlässt. Derzeit pendelt es sich auf das Jahr gesehen bei rund einem Prozent ein – ein Wert, der weit unter den Erwartungen zu Jahresbeginn liegt.
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