Was war passiert? Als die US-Präsidentenmaschine am Samstag in Hangzhou landete, stand keine Flugzeugtreppe bereit, sodass Obama fern von TV-Kameras hinten aussteigen musste. Ein Journalist der "New York Times" schrieb über den Vorfall: "In den sechs Jahren, die ich über das Weiße Haus berichte, habe ich das noch nie erlebt." Den Ausgang über den Flugzeugbauch nutze Obama nur während Reisen in Länder wie Afghanistan, für die strenge Sicherheitsvorkehrungen gälten. Brasiliens Präsident Michel Temer durfte am Tag zuvor eine mit rotem Teppich ausgelegte Treppe herunterschreiten.
Auf die unzeremonielle Begrüßung folgten Reibereien auf dem Rollfeld. "Ein Mitglied der chinesischen Delegation schrie Mitarbeiter des Weißen Hauses von dem Moment an, an dem die Mediengruppe das Rollfeld betrat", schilderten US-Journalisten die Ereignisse. "Er wollte, dass die US-Presse verschwindet." Auf Widerstand hin habe der chinesische Sicherheitsbeamte gerufen: "Das ist unser Flughafen. Das ist unser Land." Auch Obamas Sicherheitsberaterin Susan Rice beklagte, sie sei auf dem Rollfeld gestört und zurückgehalten worden. Darauf angesprochen, antwortete sie: "Einiges hier war so nicht vorgesehen."
Ein Vertreter des chinesischen Außenministeriums dementierte später, dass Obama bewusst brüskiert werden sollte. Aufgrund von Verständigungsproblemen und Sicherheitsvorgaben hätten sich beide Seiten darauf geeinigt gehabt, dass keine Flugzeugtreppe herbeigerollt werde.
Auch Obama versuchte später, den Vorfall mit Blick auf seine große Delegation herunterzuspielen. "Wir haben viele Flugzeuge, viele Hubschrauber, viele Autos, viele Menschen. Ein Gastgeberland kann sich manchmal davon etwas überfordert fühlen." Bei vergangenen Besuchen des US-Präsidenten in China war es allerdings kein Problem gewesen, ihn gemäß des Protokolls mit Flugzeugtreppe zu begrüßen.
US-Medien bezeichneten den "holprigen Start" des Besuches als symptomatisch für die schlechten Beziehungen beider Länder. Die Differenzen werden besonders beim Inselstreit im Südchinesischen Meer deutlich. Noch vor dem Start des G20-Gipfels hatte Obama die Chinesen verärgert, indem er Peking zur Zurückhaltung in der Region aufgefordert und vor "Konsequenzen" gewarnt hatte. Das Außenministerium in Peking sprach daraufhin von "unverantwortlichen Bemerkungen".
Die "Straits Times" aus Singapur zitierte einen Professor von der renommierten Fudan Universität in Shanghai mit den Worten: "Die USA sollten wissen, warum sie China verärgert haben." Die Führung der Volksrepublik achte üblicherweise genau darauf, dass das Protokoll eingehalten werde, besonders bei wichtigen ausländischen Staatenlenkern.
Staats- und Parteichef Xi Jinping wies in seinem Gespräch mit Obama in Hangzhou am Samstag die Vorwürfe zurück. China werde seine territoriale Souveränität und maritimen Interessen schützen, die USA sollten das respektieren.
Der Vorfall am Flughafen werde übertrieben, meint die staatliche chinesische Zeitung "The Global Times" nun. Tatsächlich seien alle Missverständnisse ausgeräumt worden bei den Gesprächen zwischen Xi und Obama. So ratifizierten China und die USA am Samstag gleichzeitig das Pariser Klimaabkommen.
Die westlichen Medien hätten den Vorfall aufgebauscht, so "The Global Times" am Montag. Die Zeitung liefert eine Erklärung für die Spannungen zwischen China und den USA gleich mit: Tatsächlich seien westliche Medien für die angespannte Atmosphäre mitverantwortlich, weil sie häufig "viel Lärm um nichts" machten.
Obama sieht die Rolle der westlichen Medien offenbar etwas anders. Angesprochen auf die Reibereien am Flughafen hatte er auch gesagt: "Wir finden, dass es wichtig ist, dass die Presse Zugang zu der Arbeit hat, die wir hier machen, und dass sie die Möglichkeit hat, Fragen zu stellen", so der US-Präsident. "Und wir lassen unsere Werte und Ideale nicht zu Hause, wenn wir auf Reisen gehen."
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