„Humaner als Knüppel“: Berliner Polizei testet Elektroschocker

  11 September 2016    Gelesen: 437
„Humaner als Knüppel“: Berliner Polizei testet Elektroschocker
Der Vorschlag von Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU), die Polizei mit Tasern – also Elektroschockwaffen – auszurüsten, hat heftige Diskussionen ausgelöst. In Berlin soll nun der Einsatz im Streifendienst getestet werden.
Die Aufregung um Henkels Vorstoß ist groß, aber was ist eigentlich ein Taser? Laut Definition handelt es sich um „eine pistolenähnliche Elektroimpulswaffe, die zwei oder vier mit Widerhaken versehene Projektile in Richtung der Zielperson abschießt und über die mit den Projektilen verbundenen Drähte elektrische Impulse von der Elektroschockpistole auf den Körper der Zielperson überträgt, wodurch diese einen oder mehrere elektrische Schläge erleidet.“ (Quelle: Wikipedia)

Von den Befürwortern wird der Taser als effizienter im Vergleich zum Pfefferspray und humaner als der übliche Schlagstock angepriesen.

„Wenn man sich anschaut, was ein Schlagstock für schwere Verletzungen anrichten kann, gerade wenn man auf den Kopf getroffen wird, dann wäre nach bisherigen Untersuchungen ein Elektroschock, der einen kurz außer Gefecht setzt und in der Regel keine bleibenden Schäden hinterlässt, das deutlich humanere Mittel.“, erklärt der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) Andre Schulz. Auch würde der Taser in bestimmten Situationen den Gebrauch der Schusswaffe unnötig machen, argumentiert Robbin Juhnke, innenpolitischer Sprecher der Berliner CDU: „Wir halten es für eine sinnvolle Maßnahme, um allen Beteiligten schlimme Dinge zu ersparen – die gegebenenfalls tödlichen Folgen eines Schusswaffengebrauchs für das Opfer, aber auch für den Beamten den Gedanken, jemanden erschossen zu haben, den er lebenslang mit sich herumtragen muss. Das kann mit dem Taser abgewendet werden, weil er nur für 5-10 Sekunden bewegungsunfähig macht und dann ein Zugriff durch die Beamten ermöglicht.“

Kritiker hingegen verweisen immer wieder auf die erhebliche Gesundheitsgefahr, die der Taser-Einsatz für die Betroffenen birgt und ziehen das Beispiel aus den USA heran, wo es Hunderte von Todesfällen im Zusammenhang mit diesen Waffen gegeben haben soll. Der Hersteller bestreitet, dass die Waffe tödliche Wirkung habe und auch bei der CDU will man davon nichts wissen:

„Von den Praktikern werden diese Fälle eigentlich nicht bestätigt. Der Stromstoß als solcher, der für einige Sekunden durch den Körper gejagt wird, reicht nicht aus, um eine tödliche Wirkung zu erzielen. Zu Todesfällen im Zusammenhang mit Taser-Einsätzen ist es dadurch gekommen, dass der Mensch in dem Moment einer Stresssituation ausgesetzt war. Das hatte nicht mit dem Taser zu tun, sondern mit den Umständen, wie Vorbelastung durch Drogen, Herzschwäche usw. Vermutlich hätten auch andere Einsatzmittel zu diesen Todesfällen führen können – Festnehmen, körperliche Gewalt, Schlagstock“, so Juhnke weiter.

In jedem Fall soll der Stromimpuls bei dem Betroffenen große Schmerzen auslösen und kann als eine Form der Folter bezeichnet werden.

„Weil Elektroschockpistolen dem Opfer große Schmerzen bereiten und dabei vergleichsweise geringe (bleibende) physische Schäden anrichten, eignen sie sich besonders gut, um ein Opfer zu quälen, ohne dass dieses es ohne weiteres (über körperliche Schäden) nachweisen kann (Weiße Folter).“ (Quelle: Wikipedia) Auch Bruno Kramm, Spitzenkandidat und Sprecher der Berliner Piratenpartei, stuft den Taser als Folterwaffe ein und findet, sein Einsatz in Deutschland sei nicht gerechtfertigt. „Die Technologie kommt aus den Vereinigten Staaten, wo ein weitaus größeres Gewaltpotential da ist und die Todesstrafe Tradition hat. Dass solche grausamen und brutalen Mittel eingesetzt werden, mag dort die Realität sein, darf aber nicht in einer so friedlichen Welt der Vielfalt wie in Berlin zu einem neuen Drohpotential werden, was die hiesigen Beamten nicht kennen und unter Umständen viel zu leichtfertig einsetzen. Amerikanische Verhältnisse – genau das wollen wir nicht!“

Quelle : sputnik.de

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