In Deutschland, ihrem größten Markt vor den Vereinigten Staaten, verzeichneten die Schweden einen Rekordzuwachs. Am schnellsten legte das Geschäft in China, Polen, Australien und Kanada zu. Auf vergleichbarer Fläche – also ohne die Neueröffnungen – wurden knapp 5 Prozent mehr umgesetzt.
Auch für die nächsten Jahre hegen die Schweden, die weitere Details zur Bilanz erst im Dezember vorlegen, ehrgeizige Pläne: Im Gespräch mit dieser Zeitung untermauerte Konzernchef Peter Agnefjäll am Dienstag das Ziel, den Umsatz bis zum Jahr 2020 auf 50 Milliarden Euro zu steigern.
Amazon macht Konkurrenz
Dafür setzt der Händler zum einen auf den weiteren Ausbau des Filialnetzes von derzeit 340 eigenen Möbelhäusern und 40 Franchise-Standorten in 28 Ländern. So ist im kommenden Jahr der Schritt auf den indischen und den serbischen Markt geplant.
Größtes Vorhaben des seit drei Jahren amtierenden Agnefjäll aber ist der Umbau des stationären Händlers zu einem Multi-Kanal-Anbieter, kommt doch immer mehr Konkurrenz von Online-Anbietern wie Amazon oder Home 24. Ikea müsse es den Kunden ermöglichen so einzukaufen, wie es ihren Bedürfnissen entspreche, sagte er.
Stammten im Geschäftsjahr 2016 erst 4 Prozent des Umsatzes aus dem Internetvertrieb, soll der Anteil bis 2020 auf ein Zehntel gehievt werden. „Innerhalb der nächsten Jahre wollen wir in allen Ländern mit einem Onlineangebot vertreten sein“, kündigte der 1971 geborene Agnefjäll an. Bislang ist Ikea erst in 14 Ländern im Onlinehandel aktiv. Am Dienstag ging der Internetshop in Großbritannien an den Start.
Internetgeschäft soll angekurbelt werden
Zum Ankurbeln des Internetgeschäfts hat das Unternehmen zuletzt 19 Pick-up-Stores neu eröffnet. In diese Abholstationen können sich Online-Kunden ihre Bestellungen liefern lassen, um sich Versandgebühren oder den Weg in eine entfernt gelegene Filiale zu sparen. Von den Kunden werde das Angebot gut angenommen, berichtete der Ikea-Chef.
Hierzulande gibt es bislang zwei solcher Pick-up-Stores – einen in Ravensburg, den anderen in Leipzig. Arbeiten will der Konzern zudem an der stetigen Verbesserung des Sortiments. „Die Erwartungen der Kunden an die Qualität von Produkten steigen. Qualität ist ein Punkt, wo wir uns noch verbessern können.“
Allerdings fällt die Verantwortung für die Produktpalette neuerdings nicht mehr Konzernchef Agnefjäll zu, wurde Ikea doch zum 1. September umstrukturiert. Die Ingka Holding – zusammen mit kontrollierten Unternehmen als Ikea-Konzern bezeichnet – hat wichtige Bereiche wie Produktion, Einkauf und Sortiment an die Inter Ikea Holding B.V. abgegeben, die die Markenrechte besitzt und von Ingka Franchisegebühren erhält.
Wundervolle und spannende Aufgabe
Von einer Beschneidung seiner Position will Agnefjäll auf Nachfrage nichts wissen, er habe eine wundervolle und spannende Aufgabe. Die beiden – im Besitz von Stiftungen befindlichen – Gesellschaften könnten sich nun besser auf ihre jeweiligen Kerngeschäfte fokussieren, arbeiteten aber weiterhin eng zusammen.
„Wir konzentrieren uns auf die Filialen und den Multichannel-Vertrieb, Inter Ikea kümmert sich um die Marke und das Sortiment“, schildert er die Vorteile. Der Zeitpunkt sei günstig gewesen, um die Konzernstruktur zu überdenken. Immer wieder aufkommende Kritik, mit einem Geflecht an Firmen versuche Ikea, Steuerzahlungen zu umgehen, weist Agnefjäll unterdessen entschieden zurück.
In Deutschland sieht der Konzern bis zum Jahr 2025 Potential für 20 weitere Filialen, auch wenn so manche Neuansiedlungspläne zuletzt auf Widerstand gestoßen sind. Innerhalb einer Fahrzeit von maximal 40 Minuten sollen die Kunden eine Ikea-Filiale erreichen können.
Am 29. September geht das 51. deutsche Möbelhaus in Wuppertal an den Start. Für das kommende Jahr sind weitere Neueröffnungen geplant, und zwar in Wetzlar, Magdeburg und Kaarst bei Düsseldorf, wo ein Umwelt-Vorzeigehaus entsteht. In Planung befinden sich zudem weitere Standorte in Karlsruhe, Memmingen und Nürnberg.
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