Grube: S21 ist unumkehrbar

  17 September 2016    Gelesen: 571
Grube: S21 ist unumkehrbar
Es ist eines der umstrittensten Bauprojekte der Republik: In Stuttgart sortiert die Bahn einen wichtigen Verkehrsknoten neu. Inzwischen ist das Vorhaben bereits zwei Jahre im Verzug. Und am Kostenplan bestehen erhebliche Zweifel.
Bahnchef Rüdiger Grube hat bei der Grundsteinlegung für das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 Vorwürfe einer Kostenexplosion zurückgewiesen. Zwar seien bei der jüngsten Bestandsaufnahme neue Kostenrisiken entdeckt worden, doch dafür gebe es genügend Vorsorge. "Selbst wenn alle Risiken eintreten, bliebe Stuttgart 21 im Rahmen von 6,5 Milliarden Euro", sagte er in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs. Am Rande der Zeremonie gab es Proteste von etwa 150 Gegnern. Vor sechs Jahren wollten Kritiker Stuttgart 21 mit Massenprotesten verhindern, die teils blutig ausgingen. Die Grundsteinlegung war der Startschuss für das Fundament des neuen Tiefbahnhofs, der seit Februar 2010 im Bau ist. Grube betonte: "Das ist ein deutliches Zeichen, dass das Projekt unumkehrbar ist." Stuttgart 21 sei ein "großes Geschenk" an die Stadt.

Unmittelbar vor der Feier war ein Prüfbericht des Bundesrechnungshofes bekannt geworden, der dem Bundesverkehrsministerium attestiert, das Bahnprojekt nicht angemessen zu kontrollieren und mögliche "bedeutende finanzielle Risiken für den Bundeshaushalt" hinzunehmen. Dem Vernehmen nach kommt der Bundesrechnungshof in einem gesonderten Bericht auf einen Kostenrahmen von bis zu zehn Milliarden Euro. Grube äußerte sich verwundert. Die Kontrolleure seien weder auf der Baustelle gewesen noch hätten sie nach Daten und Fakten gefragt.

"Hochpolitischen Projekt"

Der Zeitplan, der eine Inbetriebnahme 2021 vorsieht, sei wegen Schlichtung, Stresstest und Volksabstimmung zwei Jahre im Verzug, sagte Grube. Das Datum sei deshalb "außerordentlich ambitioniert". Er betonte: "Aber es ist zu schaffen." Projektleiter Manfred Leger unterstrich mit Blick auf die weiteren Finanziers von Stadt, Land, Landesflughafen und Region Stuttgart: "Das können wir nur zusammen mit den Projektpartnern machen."

Bundesverkehrsstaatssekretär Norbert Barthle sprach von einem "hochpolitischen Projekt". Es habe den ersten Volksentscheid in Baden-Württemberg ausgelöst. Dabei hatte im November 2011 eine Mehrheit der Baden-Württemberger für das Vorhaben plädiert. Vor diesem Hintergrund könne er nicht verstehen, "dass weder der Ministerpräsident, noch der Landesverkehrsminister noch der Oberbürgermeister der Stadt seinen Terminplan so sortieren konnte, dass eine Anwesenheit möglich wäre". Die Politiker der Grünen, die lange gegen das Vorhaben gekämpft hatten, waren der Einladung der Bahn mit Verweis auf andere Termine nicht gefolgt.

Grube: Stadt bekomme Drittel ihres Zentrums zurück

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut vertrat beim Festakt die grün-schwarze Landesregierung. Stuttgart werde durch das Projekt optimal in das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz eingebunden. "Eine Infrastruktur, die solche Qualitätssprünge ermöglicht, macht Baden-Württemberg für ansässige Betriebe, aber auch für potenziell neue Investoren noch attraktiver", sagte sie. Die CDU-Politikerin, Grube, Barthle und weitere Beteiligte füllten und verschlossen bei der Feier ein Betonbehältnis mit einer Zeitkapsel. Sie enthält für nachfolgende Generationen unter anderem aktuelle Zeitungen.

Mit dabei war auch der Architekt des Tiefbahnhofes, Christoph Ingenhoven. Der Bau symbolisiere für ihn den Wechsel von der alten zur neuen Bahn, sagte er. Zudem überwinde Stuttgart damit seinen Ruf als eine allein auf das Auto ausgerichtete Stadt. Der von Ingenhoven gestaltete Bahnhof ist Kern der Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart und dessen Anbindung an die Schnellbahnstrecke nach Ulm.

Durch die Tieferlegung des Bahnhofs samt Gleisen erhält Stuttgart zusätzliche Flächen. Die Stadt bekomme ein Drittel - rund 150 Fußballfelder - ihres Zentrums zurück, sagte Grube. Rund 200 Menschen mit Plakaten, Transparenten und Trillerpfeifen protestierten gegen die Feier. Die Gegner plädieren für einen modernisierten Kopfbahnhof. Viele bereits realisierte Bauarbeiten könnten beim Konzept "Umstieg 21" genutzt werden, sagte ein Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21.

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