Moskau: Hilfskonvoi wurde nicht beschossen

  21 September 2016    Gelesen: 958
Moskau: Hilfskonvoi wurde nicht beschossen
Nach der tödlichen Attacke auf einen UN-Hilfskonvoi weist das russische Militär nicht nur jede Schuld von sich, sondern behauptet auch, es habe nie einen Luftangriff gegeben. Stattdessen spricht Moskau von einem Brand am Boden.
Das Verteidigungsministerium in Moskau hat einen Angriff auf einen Hilfskonvoi bei Aleppo durch syrische oder russische Streitkräfte dementiert. "Weder die russische noch die syrische Armee hat einen Luftangriff auf den UN-Konvoi bei Aleppo geflogen", sagte Generalmajor Igor Konaschenkow der Agentur Interfax zufolge. "Wir haben Videoaufzeichnungen geprüft und keine Anzeichen festgestellt, dass die Wagenkolonne von Munition - welcher Art auch immer - getroffen wurde. Zu sehen sind keine Bombentrichter, die Wagen weisen keine Schäden durch eine Druckwelle auf. Alles, was wir im Video gesehen haben, ist eine direkte Folge eines Brandes", so Konaschenkow.

Russische Drohnen hätten den Konvoi bis zur Einfahrt nach Aleppo begleitet. "Bis zu diesem Moment verlief die Fahrt normal", betonte der Generalmajor. Der weitere Transport sei von den Drohnen nicht mehr beobachtet worden. "Vom weiteren Schicksal des Konvois können nur Kämpfer wissen, die diese Region kontrollieren", sagte Konaschenkow. Der Brand sei zeitgleich mit einer Offensive der Terrorgruppe Fatah-al-Scham-Front (früher: Al-Nusra) ausgebrochen. Die syrische Armee war den Angaben nach gegen Rebellen bei Aleppo vorgegangen.

Auch die syrische Armee bestritt jede Verantwortung. Medienberichte, wonach syrische Flugzeuge einen Hilfskonvoi in der Provinz Aleppo bombardiert hätten, entsprächen nicht der "Wahrheit", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf Militärkreise. Der Konvoi war nach UN-Angaben am Montag westlich von Aleppo aus der Luft angegriffen worden. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden etwa 20 Menschen getötet, neben Zivilisten auch ein Mitarbeiter des Roten Halbmonds. 18 Lastwagen mit Hilfsgütern wurden zerstört. Die Vereinten Nationen stoppten daraufhin vorerst alle ihre Hilfslieferungen in dem Bürgerkriegsland.

Steinmeier: "Alles ist zusammengebrochen"

Mit einem Außenministertreffen in New York will die Staatengemeinschaft nun versuchen, den massiv gebrochenen Waffenstillstand in Syrien doch noch zu retten. Auf Einladung von US-Außenminister John Kerry und Russlands Außenminister Sergej Lawrow kamen am Rande der UN-Vollversammlung Vertreter aus mehr als einem Dutzend Ländern zusammen. Für Deutschland ist Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier dabei. Steinmeier äußerte sich vor Beginn sehr enttäuscht über die neue Eskalation der Gewalt.

"Innerhalb von wenigen Stunden ist alles zusammengebrochen. Wir werden überlegen müssen, ob es Wege gibt zurück in den verhandelten Waffenstillstand oder ob das schon aussichtslos geworden ist", sagte der SPD-Politiker. "Ich hoffe natürlich, dass es gelingt, die Eskalation zurückzuführen. Aber sicher kann ich mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sein." Den Angriff auf einen Hilfskonvoi bezeichnete er als "eine abscheuliche, eine terroristische Tat, die wir auf das Allerschärfste verurteilen".

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