Einwanderung führt nicht zu Verarmung

  21 September 2016    Gelesen: 480
Einwanderung führt nicht zu Verarmung
Es ist eine weitverbreitete Sorge: Durch die Einwanderung werden die Deutschen ärmer. Doch ist das tatsächlich so? Eine Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen.
Das Armutsrisiko in Deutschland ist gestiegen - allerdings nur für Menschen mit Migrationshintergrund. Die Armutsquote für Menschen ohne Migrationshintergrund blieb konstant, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung mitteilte. Demnach stieg die Quote für die Gesamtbevölkerung zwischen 2014 und 2015 um 0,3 Punkte auf 15,7 Prozent.

"Die Armutsquote der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund ist hingegen bei 12,5 Prozent konstant geblieben", erklärte die Stiftung unter Berufung auf noch unveröffentlichte Daten des Statistischen Bundesamts. "Die Daten widersprechen der Vorstellung, dass die Einwanderung zu einer Verarmung der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund beitragen würde", sagte der Sozialforscher Eric Seils vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Stiftung. Als armutsgefährdet gelten Menschen in Haushalten, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten mittleren Einkommens in Deutschland beträgt.

Die Neuzuwanderer aus den vergangenen beiden Jahren tauchten zeitverzögert in der Statistik auf. "Da sie meist ein sehr niedriges Einkommen haben, schlägt sich das nun in der Armutsquote nieder", erklärte Seils.

Sehr hohe Armutsrisiken weisen nach den Daten jene Bevölkerungsgruppen auf, die neu in die Bundesrepublik gekommen sind, teilte die Stiftung weiter mit. Von jenen, die vor weniger als fünf Jahren eingewandert sind, leben demnach 41,9 Prozent unter der Armutsgrenze, bei denen, die zwischen fünf und zehn Jahren in Deutschland lebten, sinkt die Quote dann auf 32,8 Prozent.

Besonders viele Flüchtlinge arm

Flüchtlinge aus Herkunftsländern, die im Zuge der jüngsten Einwanderungsbewegung nach Deutschland kamen, weisen den Zahlen zufolge extrem hohe Werte auf. Dies gelte etwa für syrische (78,1 Prozent), irakische (65,0 Prozent), pakistanische (59,3 Prozent) und afghanische (58,1 Prozent) Einwanderer. Ein Vergleich mit vorangegangenen Einwanderergruppen zeigt laut Seils aber, dass das Armutsrisiko mit zunehmender Aufenthaltsdauer sinkt.

"Bei der Bewertung der neuen Zahlen ist Augenmaß gefragt", erklärte Seils. Kurzfristig sollte die Einkommensarmut dieser Gruppen nicht dramatisiert werden. Es komme gleichwohl darauf an, die Einwanderer möglichst schnell ausreichend zu qualifizieren, damit sie ihren Unterhalt aus eigener Kraft bestreiten und sich in die Gesellschaft integrieren können.

Dass das in der jüngsten Vergangenheit nicht immer gelungen sei, zeige die Armutsquote unter Migranten, die vor mehr als einem Vierteljahrhundert nach Deutschland gekommen sind: Von ihnen lebt noch immer mehr als ein Fünftel unterhalb der Armutsgrenze.

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