US-Polizisten erschießen in neun Monaten 706 Menschen

  22 September 2016    Gelesen: 448
US-Polizisten erschießen in neun Monaten 706 Menschen
US-Polizisten haben in diesem Jahr Hunderte Menschen erschossen - gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil sind Schwarze deutlich häufiger Opfer als Weiße.
In den USA haben Polizisten in diesem Jahr bislang 706 Menschen erschossen, wie aus einer Statistik der "Washington Post" hervorgeht. Unter den Opfern sind demnach 163 Schwarze, das ist ein Anteil von gut 23 Prozent. Im vorigen Jahr zählten die Statistiker 990 Todesopfer. Insgesamt sind etwa drei Viertel der Amerikaner Weiße, etwa 13 Prozent sind schwarz.

Das jüngste Opfer ist der 43-jährige Schwarze Keith L. Scott. Er war in Charlotte im Bundesstaat North Carolina von Polizisten erschossen worden, laut Darstellung der Polizeibehörde war er bewaffnet. Die Familie des Toten dagegen sagt, er habe ein Buch in der Hand gehalten.

Als Reaktion darauf eskalierten erneut Proteste gegen Polizeigewalt. Bereits in den vergangenen Monaten hatte es mehrere Vorfälle gegeben, in deren Folge es zu gewaltsamen Ausschreitungen kam.

Am Freitag war ein Afroamerikaner in Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma von der Polizei erschossen worden, der unbewaffnet war und seine Hände erhoben hatte. Am Montag war ein Video von diesem Einsatz veröffentlicht worden.

Verglichen mit den USA sind tödliche Polizeischüsse in Deutschland ein seltenes Phänomen. Im Jahr 2015 erschossen Polizisten im Dienst zehn Menschen, wie die Zeitungen der "Funke Mediengruppe" unter Berufung auf eine Statistik der Deutschen Hochschule der Polizei berichteten. Das waren drei Todesfälle mehr als 2014.

Der Polizeidienst sei "in den vergangenen Jahren gefährlicher geworden", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow. Polizeibeamte würden immer häufiger Opfer von Gewalttaten. Sie ereigneten sich überwiegend im Streifendienst und gingen von Einzeltätern aus.

Es gebe "zahlreiche Einsätze mehr, in denen Beamte hätten schießen dürfen, die Kollegen aber durch Abwarten oder Abwägen deeskalieren konnten", sagte Malchow. Dies sei "auch ein Qualitätsmerkmal dieser Polizei hierzulande".

Quelle : spiegel.de

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