Schon jetzt existiert eine Vielzahl an Instrumenten, die CO2-Emissionen teuer und damit unattraktiv machen sollen – sei es durch Steuern oder den Handel mit Verschmutzungsrechten. Doch der Preis, der sich hieraus für den Ausstoß von CO2 ergibt, ist viel zu niedrig. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der OECD. Die Forscher haben für diesen untersucht, wie 41 Industrie- und Schwellenländer den Ausstoß des Gases durch die heimische Wirtschaft bepreisen. Zusammen sind die Länder für rund 80 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich.
Im Durchschnitt kostet eine Tonne CO2 dem Bericht zufolge demnach 14,40 Euro und damit gut 15 Euro zu wenig, um die „realen Klimakosten“ abzubilden. Diese schätzen die Autoren der Studie – „konservativ“ – auf 30 Euro je Tonne Kohlendioxid. 30 Euro oder mehr kosten allerdings nur 10 Prozent der untersuchten Emissionen. 90 Prozent werden also nicht einmal mit der „Mindestanforderung“ bepreist, um den verursachten Klimaschaden auszugleichen.
Auch Straßenverkehr mit eingerechnet
Der angesetzte Preis von 30 Euro basiere auf einer „gründlichen Überprüfung“ der aktuellen Forschung, heißt es in dem Bericht. Es gibt allerdings durchaus Wissenschaftler, die von Kosten in Höhe von 40 oder gar 50 Euro je Tonne ausgehen. Die OECD-Autoren verstehen ihren Preis aber ohnehin nur als Referenzwert, um die Modelle der verschiedenen Länder vergleichbar zu machen, nicht als normative Aussage oder gar Empfehlung an die Politik.
Die Autoren stützten sich für ihren Bericht auf Daten aus dem Jahr 2012. Auch die größten CO2-Erzeuger, die Vereinigten Staaten, China und Indien, werden dabei analysiert. In Deutschland ist der Ausstoß von CO2 dem Bericht zufolge vergleichsweise teuer: Hier wird bei fast der Hälfte der Emissionen (48 Prozent) ein Preis von 30 Euro oder mehr fällig. In Durchschnitt kostet der Ausstoß einer Tonne CO2 59 Euro. Dies liegt vor allem am hohen Preis im Straßenverkehr (knapp 220 Euro pro Tonne). In allen anderen Wirtschaftsbereichen zusammen liegt Deutschland zwar ebenfalls im oberen Fünftel der Länder, bleibt aber mit gut 23 Euro pro Tonne noch unter der 30-Euro-Marke.
Der Bericht berücksichtigt alle Steuern, die auf Energie mit CO2-Ausstoß fällig werden. Auch Benzinsteuern werden so in dem Bericht berücksichtigt, obwohl sie nicht nur mit Klimaschutz begründet werden, sondern etwa auch Straßen finanzieren sollen. Bei Emissionen im Straßenverkehr werden deshalb international die höchsten Preise pro Tonne CO2 notiert. Hier liegen die meisten Länder über der 30-Euro-Marke. Steuern machen daher insgesamt auch den Großteil der staatlichen Preise für CO2-Emissionen aus, der Handel mit Verschmutzungsrechten dagegen nur 5,6 Prozent.
Gerade der Handel gilt allerdings als eines der wichtigsten Instrumente zur Verringerung des CO2-Ausstoßes. Beim Handel mit Emissionszertifikaten wird im Gegensatz zu Steuern kein fester Preis für CO2 veranschlagt, sondern die erlaubte Menge des Ausstoßes festgeschrieben. Unternehmen aus besonders energieintensiven Branchen wie beispielsweise der Stahlindustrie oder Energiewirtschaft müssen für jede Tonne CO2, die sie ausstoßen, ein Zertifikat kaufen. Das soll Anreize bieten, lieber in energieeffiziente Technik zu investieren, statt weiterhin viel Kohlendioxid auszustoßen.
Weltweit gibt es verschiedene, voneinander unabhängige Emissionshandelssysteme. Ein weltweites ist nicht in Sicht – und gerade der Emissionshandel in der EU steht seit geraumer Zeit in der Kritik.
Kritiker bemängeln, es seien zu viele Zertifikate im Umlauf. Dies drücke den Preis und mache Kohlekraftwerke nach wie vor übermäßig lukrativ. Tatsächlich ist der EU-weite CO2-Preis momentan vom konservativ geschätzten Wert der OECD himmelweit entfernt: Der Ausstoß einer Tonne CO2 kostet derzeit knapp fünf Euro – allerdings wird im Emissionshandelssystem trotzdem höchstens so viel CO2 ausgestoßen, wie die EU erlaubt.
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