Russland rüstet das Bürgerkriegsland kräftig auf

  05 Oktober 2016    Gelesen: 716
Russland rüstet das Bürgerkriegsland kräftig auf
Die USA sind irritiert. Warum schicken die Russen ein Raketenabwehrsystem nach Syrien, wenn die Terroristen gar keine Flugzeuge haben, die abgeschossen werden könnten?
Nach Aufkündigung der Syriendiplomatie durch die USA rüstet Russland sein Militär in Syrien mit modernen Raketen weiter auf. Das Verteidigungsministerium teilte am Dienstag mit, S-300-Raketenabwehrsysteme seien in das Land geschickt worden, um eine russische Marineeinrichtung im Hafen von Tartus sowie Kriegsschiffe zu schützen. Russland hat bereits S-400 Raketenabwehrsysteme und eine Reihe anderer Boden-Luft-Raketen auf dem Luftwaffenstützpunkt Hemeimim in der Provinz Latakia stationiert.

Am Montag hatten die USA angekündigt, die diplomatischen Gespräche mit Russland über Syrien auszusetzen, da Moskau einige Vereinbarungen nicht eingehalten habe. Gespräche zwischen Militärs würden aber fortgesetzt, um Kollisionen in der Luft zwischen russischen Flugzeugen und denen der US-geführten Koalition zu vermeiden. Zuvor war eine von Russland und den USA vermittelte Waffenruhe vor gut zwei Wochen zusammen gebrochen.

Wozu wird die Luftabwehr ausgebaut?

Pentagon-Sprecher Peter Cook bemerkte, Russlands erklärtes Ziel in Syrien sei der Kampf gegen Extremismus. Allerdings hätten weder die Terrormilz Islamischer Staat noch die früher als Nusra-Front bekannte Gruppe Dschabhat Fatah al-Scham Flugzeuge, die durch ein solches Raketensystem abgewehrt werden müssten. "Ich würde fragen, was die Absicht eines solchen Systems ist", sagte er. Auf die Frage, ob ein solches System für US-Flugzeuge eine Gefahr darstelle, sagte Cook: "Es hängt davon ab, wie die Russen planen, es einzusetzen."

Das russische Verteidigungsministerium spielte die Bedeutung des Raketensystems herunter. Sprecher Igor Konaschenkow sagte, dabei handele es sich um ein Verteidigungssystem, das niemanden bedrohe. "Es ist nicht ganz klar, warum die Entsendung der S-300 nach Syrien unsere westlichen Kollegen so besorgt."
Russland teilte mit, dass die eigene Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus beschossen worden sei. Das russische Außenministerium machte dafür Rebellengruppen verantwortlich, unter anderem die früher als Nusra-Front bekannte Gruppe Dschabhat Fatah al-Scham. Drei Mörsergranaten seien am Montag in der Nähe des Botschaftsgeländes gelandet und explodiert. Verletzt worden sei niemand. Der Angriff sei Ergebnis der Politik der USA und ihrer Verbündeten, die "weiteres Blutvergießen in Syrien" provozierten. Die USA wollen ihre Bemühungen um Frieden in Syrien nach den Worten von Außenminister John Kerry trotzdem nicht aufgeben.

USA prüfen nach Bruch mit Russland auch Alleingänge in Syrien

Die US-Regierung und Moskau würden als Teil weiter gefasster multilateraler Verhandlungen auch künftig über Syrien sprechen, sagte er in Brüssel. Zudem würden beide Länder dafür sorgen, dass sich die Bahnen ihrer Kriegsflugzeuge in Syrien nicht kreuzten. Dennoch prüfen die USA nach dem Bruch mit Russland auch ein unilaterales Vorgehen in der Syrienkrise.

Ein Sprecher des Außenministeriums in Washington erklärte, die US-Regierung berücksichtige gegenwärtig eine ganze Reihe von möglichen Vorgehensweisen. Darunter seien diplomatische, militärische, geheimdienstliche und wirtschaftliche Maßnahmen. "Wir prüfen immer die unilateralen Optionen, wenn wir mit einer Situation wie die in Syrien konfrontiert sind", sagte der Sprecher. Allerdings werde auch die Zusammenarbeit mit den Staaten der Syrien-Unterstützergruppe besprochen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die USA und Russland am Dienstag auf, Verhandlungen über eine Waffenruhe in Syrien wieder aufzunehmen. Er werde bald Gespräche mit Kerry und ranghohen russischen Beamten in Brüssel abhalten, kündigte er in Straßburg an. Eine Feuerpause sei wichtig, um Hilfslieferungen in die belagerte syrische Stadt Aleppo zu ermöglichen und um Raum für den Beginn politischer Gespräche zu schaffen.

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