Polizei spricht von “persönlicher Tragödie“

  06 Oktober 2016    Gelesen: 494
Polizei spricht von “persönlicher Tragödie“
Mehr als 20 Jahre lebte ein Mann isoliert in seinem Elternhaus - nun hat ihn die Polizei in ärztliche Obhut gebracht. Der Fall ist rätselhaft, die Beamten sprechen von einer "persönlichen Tragödie".
Nach der Entdeckung eines von der Außenwelt abgeschotteten 43-Jährigen in seinem Elternhaus in Oberfranken ist er nun im Krankenhaus. "Ihm geht es den Umständen entsprechend, er wird durch unser qualifiziertes Personal versorgt", sagte ein Sprecher des Bezirks Oberfranken.

Bei seiner Einweisung mit dem Rettungsdienst Ende September habe der Mann nicht mitgewollt. "Er hat sich anscheinend da gut aufgehoben gefühlt", sagte der Sprecher. Gewalt habe die Polizei aber nicht anwenden müssen. "Wir konnten das kommunikativ lösen."

Die Polizei weiß nach eigenen Angaben noch nicht genau, ob seine Eltern den 43-Jährigen gegen seinen Willen festgehalten hatten, oder ob er die Möglichkeit hatte, das Anwesen zu verlassen - das aber nicht wollte. Die Eltern hatten einen solchen Vorwurf gegenüber dem "Nordbayerischen Kurier" bestritten. Der Mann sei verwahrlost, aber nicht unterernährt gewesen, sagte die Polizei.

Mann war "nicht schulfähig"

Die Beamten gingen davon aus, dass der Mann in irgendeiner Weise an einer Behinderung leide. Zwar habe der 43-Jährige einige Zeit eine Gesamtschule besucht, allerdings sei er mit 13 Jahren nach einer Untersuchung für "nicht schulfähig" erklärt worden. Zwischen 20 und 30 Jahren soll er weitestgehend isoliert in dem Haus gelebt haben.

Nach bisherigen Erkenntnissen konnte sich der Mann in dem Haus relativ frei bewegen. Angekettet oder fixiert sei er nicht gewesen.

Gegen die Eltern, die über 70 Jahre alt sein sollen, werde wegen Körperverletzung durch Unterlassung und auch Freiheitsberaubung ermittelt. Ob dieser Verdacht haltbar sei, stehe noch nicht fest. Die Polizei bezeichnet den Fall als "persönliche Tragödie".

Quelle : spiegel.de

Tags:


Newsticker