Weber, der auch Gastdozent an der US-Eliteuni Harvard ist, hatte nach eigenen Angaben an der Universität von Witwatersrand in Johannesburg Papiere aus Koerbers Nachlass durchgesehen. Dabei habe er eine unterschriebene eidesstattliche Erklärung von der Ehefrau des Herausgebers der Biografie gefunden, wonach von Koerber das Buch nicht geschrieben hat. Vielmehr habe Hitler General Erich Ludendorff gefragt, ob dieser für ihn einen konservativen Autor finden könne, der keinerlei Verbindungen zur NSDAP habe und der seinen Namen für die Biografie hergebe.
Weber beruft sich außerdem auf eine Erklärung von Koerbers und auf einen Brief, den von Koerber an einen Mann schrieb, der mit ihm im Konzentrationslager inhaftiert war, in dem er sich über Hitlers Autorenschaft äußerte. Nach den Funden in Südafrika entdeckte Weber in Deutschland ein Dokument von 1938, in dem von Koerber andeutet, dass Hitler das Buch geschrieben habe. Demnach sei es "auf Initiative und unter aktiver Beteiligung von Adolf Hitler" entstanden.
Ähnliche Erweckungserlebnis
In der Biografie wird Hitler mit Jesus verglichen, das Buch selbst wird in der zeitgenössischen Werbung als "neue Bibel von heute" angepriesen. Laut Webers Analyse enthält die Biografie einen Hinweis auf Hitlers "politische Erweckung" in einem Militärkrankenhaus, der in fast identischen Worten auch in Hitlers Autobiografie "Mein Kampf" enthalten ist.
Der deutsche Historiker geht davon aus, dass Hitler von Koerber wegen seiner aristokratischen Herkunft und seines Ansehens als Kriegsheld zum offiziellen Autor seiner Biografie machte. Für Weber sind die Beweise für die Autorenschaft Hitlers zugleich ein Beleg dafür, dass Hitler ein "intriganter politischer Akteur mit einem meisterhaften Verständnis politischer Prozesse und Darstellungen" gewesen sei, lange bevor er seine erste offizielle Autobiografie "Mein Kampf" geschrieben habe.
Die nun vorliegenden Unterlagen belegen laut Weber, dass die Biografie von 1923 den Zweck verfolgt habe, "Hitlers Profil als der `deutsche Retter` zu fördern und dass er selbst in diesem frühen Stadium seiner Karriere ein gerissener und manipulativer politischer Akteur war". Die Biografie unter falschem Namen sei ein "schamloser, aber cleverer Akt der Selbstvermarktung" gewesen.
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