Trump plauderte über die Kurven seiner Tochter

  10 Oktober 2016    Gelesen: 791
Trump plauderte über die Kurven seiner Tochter
Donald Trump prahlt mit sexuellen Übergriffen, die Empörung ist groß. Dabei müsste niemand überrascht sein. In einer Radioshow sprach der Milliardär jahrelang über sein Frauenbild. Offen und völlig ungeniert.
Das Video aus dem Jahre 2005, in dem der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump vor dem TV-Moderator Billy Bush prahlt, wie gerne er Frauen sexuell belästigt, hat den US-Wahlkampf erschüttert. "So etwas haben wir noch nie in einer modernen amerikanischen Kampagne erlebt", sagt der Wahlforscher Nate Silver in seinem Blog über die Parteifreunde Trumps, die sich nun reihenweise von ihrem Kandidaten distanzieren.

Doch die Überraschung nach der Enthüllung der "Washington Post", was für einen Mann sie da bisher unterstützt hatten, ist etwas kurios. Donald Trumps Ansichten über Frauen waren schon zuvor wohldokumentiert. Und auch wie krass und brachial Trump über Frauen zu sprechen bereit war, hatte er mehrfach bei offenem Mikrofon gezeigt. Beispiele dafür hat ein Rechercheteam des Fernsehsenders CNN zusammengestellt, das Trumps rund zwei Dutzend Auftritte in der Radioshow von Schockmoderator Howard Stern im Laufe von 17 Jahren analysiert hat.

Darin diskutiert Donald Trump beispielsweise den Brustumfang seiner eigenen Tochter Ivanka. Moderator Stern merkt in einer Sendung vom Oktober 2006 an, dass Ivanka Trump kurviger denn je aussehe, und fragt, ob sie sich die Brüste habe vergrößern lassen. Der Vater verneint dies und sagt: "Sie war schon immer sehr kurvig. Sie ist fast 1,80 Meter groß, und sie ist eine wahnsinnige Schönheit."

Ein anderes Thema, das die beiden Männer sehr engagiert diskutieren, ist das Alter, in dem sie Frauen für sexuell attraktiv halten. In einer Sendung von 2002 sagt Trump, 30 sei "das perfekte Alter". Und mit 35? "Was 35 bedeutet? Es heißt Zeit zum Auschecken", so der zu jener Zeit 56-Jährige. Vier Jahre später fragt Stern Trump, ob er "noch 24-Jährige bumsen" könne. - "Oh, absolut", so Trump. Ob er es tun würde, ob er eine Altersgrenze habe. "Nein... Also, ich meine, ich habe eine Altersgrenze. ich will nicht wie der Kongressabgeordnete Foley mit Zwölfjährigen sein."



Immer wieder Howard Stern

Aussagen, die Trump in der Radiosendung von Howard Stern gemacht hatte, waren bereits mehrfach zum Thema im Wahlkampf geworden. Bei Stern hatte er die ehemalige Miss Universe Alicia Machado "eine Fressmaschine" genannt, und bei Stern fiel auch sein Satz "I guess so" auf die Frage, ob er den Irakkrieg unterstützt habe.

Howard Stern nimmt eine besondere Stellung in den US-Medien ein. Der New Yorker Talkradiomoderator hat sich seit den Siebzigerjahren mit Provokationen und Skandalen einen Namen gemacht, er bricht immer wieder mit großem Vergnügen die Grenzen der Political Correctness. Er hat die meisten Strafen der US-Rundfunkaufsichtsbehörde zahlen müssen und sendet seine Show seit 2006 bei dem Satellitenradio Sirius XM.

Das US-Web-Magazin "Politico" beschriebt Sterns Methode als "ein teuflisches Talent, seine Gäste in ein falsches Gefühl der Sicherheit einzulullen". Dadurch bekomme er sie dazu, ihre schlechtesten Seiten öffentlich zu zeigen und Dinge zu sagen, die sie später bereuen. Doch Trump war oft genug bei Stern, um zu wissen, was er da tat. Auch wenn er es jetzt womöglich bereut.

Trump schimpft über "selbstgerechte Heuchler"

Donald Trumps Berater Rudy Giuliani, der ehemalige Bürgermeister New Yorks, sagte am Sonntag im US-Fernsehen, Trump fühle sich schrecklich wegen der publik gewordenen Bemerkungen. Aber er werde seine Bewerbung nicht zurückziehen und auch an der TV-Debatte mit seiner Rivalin Hillary Clinton am Abend teilnehmen. Dabei sei es nicht ausgeschlossen, dass Trump die Demokratin hart angehen und auch auf die angeblichen "Vergewaltigungen" ihres Ehemannes, des früheren US-Präsidenten Bill Clinton, zu sprechen kommen werde, sagte Giuliani.

Trump selbst äußerte sich, wie so häufig, per Twitter. Er bedankte sich "für die große Unterstützung (außer von einigen republikanischen `Führungspersönlichkeiten`)" und verwies auf "selbstgerechte Heuchler", deren Umfrage- und Wahlergebnisse sicher bergab gehen würden.

Kritik kam sogar von Trumps Vizekandidat Mike Pence: Als Ehemann und Vater habe er sich persönlich beleidigt gefühlt, hieß es in einer schriftlichen Erklärung des konservativen Politikers.

Der frühere Präsidentschaftskandidat John McCain erklärte, er werde bei der Wahl am 8. November nicht für Trump stimmen. Dessen jüngstes Verhalten und seine verächtlichen Aussagen über Frauen machten es ihm unmöglich, den Kandidaten weiter zu unterstützen. Die Senatorin Kelly Ayotte und weitere Abgeordnete hatten sich zuvor ähnlich geäußert. Andere Republikaner wie die frühere US-Außenministerin Condoleezza Rice gingen noch einen Schritt weiter und forderten Trumps Rückzug.

Zumindest offiziell hat Trump noch die Unterstützung von Paul Ryan und Parteichef Reince Priebus, auch wenn beide sich über die Äußerungen in dem Video entsetzt zeigten. Nach der Veröffentlichung der Aufnahmen sagte Ryan, als Vorsitzender des Repräsentantenhauses derzeit der mächtigste Republikaner, einen gemeinsamen Auftritt mit Trump ab. Bei der Veranstaltung am Samstag bekräftigte er seine Aussage vom Freitag, Trumps Äußerungen hätten bei ihm Übelkeit ausgelöst. Trump-Anhänger buhten Ryan dafür aus.

Trumps Getreue sind offenbar keine kleine Minderheit. In einer Blitzumfrage nach dem Bekanntwerden des Videos, die "Politico" am Sonntag veröffentlichte, sagten 74 Prozent der Anhänger der Republikaner, die Parteiführung solle Trump weiterhin unterstützen. Als den Befragten das Busvideo vorgeführt wurde, fanden nur 22 Prozent derjenigen, die üblicherweise die republikanische Partei wählen, sie hätten einen sehr negativen Eindruck von Trump dadurch bekommen. Zehn Prozent der Republikaner-Wähler fanden sogar, das Video löse positive Gefühle in ihnen aus.

Quelle : spiegel.de

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