Russland und China bauen an einem Tandem in Syrien – Experten

  11 Oktober 2016    Gelesen: 1099
Russland und China bauen an einem Tandem in Syrien – Experten
Experten der beiden Länder haben in ihren Interviews mit Sputnik Chinas Unterstützung der russischen Politik in Syrien als Bildung eines neuen pragmatischen Tandems bewertet. Jedenfalls stärkt China Russland nicht zufällig den Rücken, da es in Syrien eigene Interessen hat.
China und Russland hätten auch früher bei der Abstimmung über das syrische Problem im UN-Sicherheitsrat ähnliche Positionen vertreten, betonte der Chef des Instituts für internationale Beziehungen in der Universität für Sprache und Kultur Peking, Jia Lieying. „Das, was wir jetzt beobachten, ist nur eine Fortsetzung des Trends zur einheitlichen Stellungnahme", sagte er. „China und Russland sind einmütige Gegner eines gewaltsamen Umsturzes der politischen Macht in einem jeweiligen Land, sie drängen darauf, dass die internen Probleme unter Berücksichtigung der Situation im Lande gelöst werden, dass es keine Einmischung in die Angelegenheiten eines jeweiligen Landes unter dem Vorwand der Menschenrechte gibt", sagte er.

Für die beiden Länder sei die politisch-diplomatische Regelung der syrischen Frage wichtig, so Jia, sonst werde sich die humanitäre Lage in Syrien nur verschlechtern, und der Flüchtlingsstrom aus Syrien werde nur zunehmen. „Deshalb glaube ich, dass die Identität der Positionen von Russland und China zur Regelung der syrischen Krise beiträgt", fasste er zusammen.

Syrien sei für China eines der wichtigsten Elemente im „Nahost-Mosaik". Schließlich versuche der „Islamische Staat" nach Afghanistan einzudringen, das China als seine Interessenzone betrachte, sagte der Orientwissenschaftler Stanislaw Tarassow. Die Abstimmung der Positionen in der syrischen Frage lasse sowohl China als auch Russland in der Weltarena entschiedener handeln. So bilde sich ein strategisches pragmatisches Russland-China-Tandem in Syrien, das einen „nachhaltigen Charakter" haben werde, kommentierte Tarassow die Medienberichte über die Präsenz chinesischer Militärberater in Syrien. China unterstütze die Regelungsszenarien der syrischen Krise, die von Russland vorgelegt worden seien. Darunter sei die Bewahrung der territorialen Integrität Syriens. Wenn diese Initiativen Erfolg haben würden, könnten sie auf andere Länder der Region wie den Irak, Jemen, Libyen und Afghanistan übertragen werden, so Tarassow.

In Syrien habe China vielfältige Interessen, sagte der Militärexperte Wladimir Jewsejew. Erstens sei es die Wiederherstellung der Ölgewinnung, die vor dem Krieg von der chinesischen Seite kontrolliert worden sei. Zweitens seien die Kampferfahrungen für China von Interesse. Syrien sei der einzige Ort, wo die chinesische Luftwaffe sowie Bodentruppen, vor allem die Spezialeinheiten, solche Kampferfahrungen sammeln und üben könnten.

„Ich glaube, chinesische Kampfpiloten könnten durchaus vom russischen Luftwaffenstützpunkt Hmeimim aus agieren. Höchstwahrscheinlich möchten die Chinesen regelmäßig den Hafen Tartus anlaufen können, was unter anderem eine mögliche Einbeziehung Chinas in den Umbau der russischen Basis beinhaltet, die bislang ein eingeschränktes Potential hat", so Jewsejew. Unter Mitwirkung von China bei der Vertiefung des Meeresgrundes und der Modernisierung des Hafens würde Russland eine vollwertige Militärbasis in Tartus schaffen können, die China wahrscheinlich nutzen möchte, um eine gewisse Präsenz im Mittelmeer zu haben, sagte Jewsejew. China stufe sich als ein globales Machtzentrum ein, betonte er, und es sei ihm wichtig, nicht nur die Regelung der Krise in Syrien auf dem politischen Niveau zu besprechen, sondern an deren Bewältigung unmittelbar teilzunehmen, darunter auch „mit einer Gewaltkomponente".

Beim anstehenden Gipfel der BRICS-Länder, der am 15. und 16. Oktober im indischen Goa stattfinde, würden deshalb Wladimir Putin und Xi Jinping am Rande des Treffens die gemeinsamen Maßnahmen von Peking und Moskau in Syrien behandeln, mutmaßte der Militärexperte. Bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über die Regelung der syrischen Krise am Wochenende hatte China den französischen Entwurf der Resolution zu Syrien abgelehnt, wobei der russische Entwurf von der chinesischen Seite unterstützt worden war. In diesem Zusammenhang sagte der chinesische Vize-Außenminister Li Baodong am Montag in Peking, Russland und China würden ähnliche Positionen zur Lage in Syrien und Afghanistan haben. Außerdem würden der russische Präsident Wladimir Putin und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping ein Treffen am Rande des anstehendem RICS-Gipfels abhalten, bei dem sie die wichtigsten internationalen und regionalen Fragen behandeln würden, teilte der chinesische Diplomat mit.

Quelle : sputnik.de

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