Zahl der Kinderehen steigt deutlich

  11 Oktober 2016    Gelesen: 627
Zahl der Kinderehen steigt deutlich
700 Millionen Mädchen unter 18 Jahren sind weltweit verheiratet. Die Organisation "Save the Children" warnt vor einem weiteren Anstieg der Kinderehen. Diese sind nicht nur ein Problem der Dritten Welt - auch der Westen steht in der Kritik.
Die Kinderrechtsorganisation "Save the Children" warnt vor einer wachsenden Zahl von Mädchen, die bereits im Kindesalter verheiratet werden. Das geht aus einem anlässlich des heutigen Weltmädchentags veröffentlichten Bericht hervor. Demnach leben derzeit weltweit rund 700 Millionen Frauen und Mädchen in Ehen, die vor ihrem 18. Lebensjahr geschlossen wurden. Im Jahr 2050 könnten bis zu 1,2 Milliarden Frauen und Mädchen betroffen sein, schätzt "Save the Children".

In Ländern wie Afghanistan, dem Jemen, Indien und Somalia würden Mädchen teilweise bereits im Alter von 10 Jahren verheiratet, heißt es in dem Bericht. Die Menschenrechtler rufen daher die Politik zu entschlossenem Handeln auf. Die frühe Verheiratung bringe weitere Benachteiligungen mit sich, wie vorzeitiges Verlassen der Schule, die Gefahr von sexuell übertragbaren Krankheiten, Missbrauch und frühe Schwangerschaften.

"Kinderehen sind der Anfang eines Teufelskreises aus Benachteiligungen, der Mädchen die grundlegenden Rechte auf Bildung, Entwicklung und Kindsein verwehrt", erklärte Susanna Krüger, Geschäftsführerin von "Save the Children Deutschland". Besonders in Krisenregionen und Gebieten, die von Naturkatastrophen heimgesucht werden, seien Mädchen der Gefahr ausgesetzt, früh verheiratet zu werden.

Auch in Europa gibt es Benachteiligungen

Auch sexuelle Ausbeutung, schädliche Bräuche wie die weibliche Genitalverstümmelung, schlechtere Bildungschancen und unzureichende Gesundheitsversorgung stellen weiterhin erhebliche Bedrohungen für Mädchen dar. "Save the Children" hat eine Rangliste zur Lebensqualität von Mädchen erstellt, die 144 Länder umfasst. Dabei zählen Kriterien wie frühe Heirat, jugendliche Schwangerschaften und Müttersterblichkeit.

Am schlechtesten schneiden dabei afrikanische Länder südlich der Sahara ab. Doch auch einige westliche Länder zeigen Schwächen. Beispielsweise ist in Großbritannien und den USA die Zahl der Mädchen, die bereits als Jugendliche schwanger werden, verhältnismäßig hoch.

Die ersten drei Plätze belegen die skandinavischen Länder. Deutschland belegt den zwölften Platz, weil hier der Organisation zufolge Kinderehen relativ häufig sind. Zudem würden Mädchen öfter niedrigere Bildungsabschlüsse als Jungen erzielen. Die Schweiz kommt vor allem wegen ihrer geringen Zahl von Parlamentarierinnen nur auf Platz neun. Am besten schneidet Schweden ab.

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