Mehr russische Militärbasen im Ausland: Pro und Contra

  12 Oktober 2016    Gelesen: 616
Mehr russische Militärbasen im Ausland: Pro und Contra
Das russische Verteidigungsministerium erwägt einem Zeitungsbericht zufolge neue Militärstützpunkte in verschiedenen Ländern. Ob die Entscheidung tatsächlich fallen wird, steht allerdings in den Sternen. Denn es gibt sowohl finanzielle als auch manchmal politische Hürden.
Nach Angaben der russischen „Nesawissimaja Gaseta“ hat die Regierung in Moskau bereits das Terrain in Bezug darauf sondiert, ob die Einrichtung neuer Militärbasen im Ausland möglich wäre, und zwar in Angola, Argentinien, Vietnam, Venezuela, Ägypten, Kuba, Nicaragua, Singapur und auf den Seychellen.

Das Blatt kommentiert am Mittwoch: „Einerseits braucht die Kriegsmarine dringend Versorgungs- und Wartungsstationen. Da es daran mangelt, werden russische Kriegsschiffe bei ihren Missionen in abgelegenen Meeresgebieten derzeit von Tankschiffen begleitet. Auch die Langstreckenbomber brauchen Zwischenlandeplätze für ihre Patrouillen.“

Es gebe jedoch finanzielle Hürden. Russland könne es sich nicht leisten, zahlreiche Stützpunkte für Heerestruppen im Ausland zu haben. US-Soldaten seien in 130 Ländern präsent, doch das Pentagon gebe für diese Zwecke 170 Milliarden Dollar jährlich aus, wobei sich der US-Militärhaushalt insgesamt auf 607 Milliarden belaufe. Russlands Militäretat für das laufende Jahr betrage dagegen umgerechnet nur 50,5 Milliarden US-Dollar. „Wie viel davon kann für Militärbasen im Ausland bereitgestellt werden, wenn man die Ausgaben für den Syrien-Einsatz berücksichtigt?“, fragt die Zeitung.

„Eine Versorgungs- und Wartungsstation auf den Seychellen wäre möglicherweise nützlich, denn es besteht die Notwendigkeit, die Handelswege über das Arabische Meer und über den Golf von Aden zu schützen, wo die somalischen Seeräuber agieren. Andererseits reicht es gegen die schlecht bewaffneten Piraten aus, gut bewaffnete Sicherungsbesatzungen auf Frachtern zu haben, aber auch Schiffskonvois aufzustellen, um die Sicherheitskosten zu senken“, so der Kommentar. „Militärbasen in Argentinien und Venezuela kann man angesichts der veränderten politischen Lage vergessen. Die Rede ist jetzt meistens von einem Wiederaufbau der Basen in Vietnam und auf Kuba“, schreibt das Blatt weiter.

Doch in Vietnam, konkret in Cam Ranh, habe die russische Kriegsflotte ohnehin bereits eine Versorgungs- und Wartungsstation – der entsprechende Vertrag sei 2013 geschlossen worden. Seit 2014 sei es außerdem möglich, russische Tankflugzeuge des Typs Il-78 dort zu warten: „Das ist wohl ausreichend. Ein Ausbau der Militärpräsenz in Vietnam würde neben großen finanziellen Ausgaben auch wesentliche Probleme für Moskau zur Folge haben – vor allem wegen des Widerstands durch China, das das Südchinesische Meer als seinen Interessenbereich betrachtet.“

Ein Wiederaufbau der Abhörstation in Lourdes bei Havanna sei im Moment eher sinnlos – Russland verfüge ja über billigere Aufklärungsmittel. Es würde ausreichen, eine Wartungsstation für Kriegsschiffe auf Kuba zu bekommen, so das Blatt. „Allerdings hat Russlands politische Führung möglicherweise überhaupt nicht vor, Militärstützpunkte im Ausland so intensiv einzurichten, und lässt den Westen bloß Nerven zeigen“, heißt es im Bericht zum Schluss. Dass Russland einen Wiederaufbau von Stützpunkten auf Kuba und in Vietnam erwägt, hatte der stellvertretende Verteidigungsminister Nikolai Pankow in der vergangenen Woche bestätigt. „Wir beschäftigen uns mit dieser Frage“, so Pankow. Konkretere Details wollte er nicht mitteilen.

Quelle:sputniknews

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