Nach Griechenland kommen seit Wochen täglich tausende Flüchtlinge, die von der Türkei aus in wackligen Booten auf die griechischen Inseln übersetzen. Die Kommunen vor Ort sind überfordert und bitten schon seit langem um mehr Hilfe. Allerdings hat die Regierung in Athen nicht zuletzt aufgrund der Sparauflagen der internationalen Gläubiger kaum finanziellen Spielraum.
Steinmeier zeigte sich überzeugt, dass die linksgerichtete griechische Regierung die mit den Gläubigern vereinbarten Reformen rasch umsetzen werde. Er lobte den Mut des Landes bei den Reformen und versicherte, dass die in der Finanzkrise zeitweise angespannten Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland wieder verbessert würden.
Zuvor hatte Steinmeier die rasche Umsetzung der vereinbarten Reformen angemahnt. Der Zeitung "Ta Nea" sagte er, es sei "jetzt ganz wichtig, sich an den getroffenen Vereinbarungen zu orientieren". Dann werde Athen auch die in Aussicht gestellten Leistungen aus dem Rettungspaket erhalten.
EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici sagte "harte" Entscheidungen für Griechenland bis Jahresende voraus. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP in Brüssel hob er hervor, seit Juli werde vertrauensvoll und "in einem Geist der Kooperation" mit Athen zusammengearbeitet. "Das bedeutet aber nicht, dass alles einfach ist." Es gehe um "komplizierte Themen".
Die Griechenland-Rettung war drei Monate nach der dramatischen Abwendung der "Grexit"-Gefahr zuletzt wieder ins Stocken geraten. Da Athen erst gut ein Viertel der Reformauflagen umgesetzt hat, halten die Europartner zwei Milliarden Euro an frischem Geld zurück.
Steinmeier hatte in Athen auch den griechischen Regierungschef Alexis Tsipras und Präsident Prokopis Pavlopoulos getroffen. Am Abend sollte er die Ehrendoktorwürde der Universität von Piräus erhalten. Am Freitag reist der Außenminister von Griechenland nach Wien zu internationalen Gesprächen über den Bürgerkrieg in Syrien.
Seit Jahresanfang kamen 560.000 Flüchtlinge, darunter viele Syrer, über das Meer nach Griechenland. Hunderte Menschen starben dabei. Am Mittwoch kamen erneut mindestens 15 Menschen bei Schiffsunglücken ums Leben, darunter zehn Kinder. Vor der Insel Lesbos setzten Rettungskräfte die Suche nach Überlebenden von einem Boot fort, auf dem etwa 300 Flüchtlinge waren. Bisher konnten etwa 240 Menschen gerettet werden.
Unterdessen beharrte die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner nach ihren umstrittenen Worten zum Bau eines Zaunes an der Grenze zu Slowenien auf einer Art "Sperre" zur besseren Kontrolle von Flüchtlingen. "Der beste Grenzübergang bringt nichts, wenn links und rechts davon alles offen ist", sagte sie der Nachrichtenagentur APA. Sie könne zwar den "humanitären Mehrwert" bei einem "Sperrcontainer" nicht erkennen. Wenn dabei aber das Wort Zaun vermieden werden könne, "dann soll es mir recht sein".
Mikl-Leitners Ankündigung vom Mittwoch, über mehrere Kilometer rechts und links vom Grenzübergang Spielfeld solle ein Zaun gebaut werden, hatte für deutliche Kritik in der eigenen Koalition, aber auch in Brüssel gesorgt. Österreichs sozialdemokratischer Bundeskanzler Werner Faymann und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zeigten sich einig, dass "Zäune keinen Platz in Europa haben".
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