Vermisster vierjähriger Flüchtlingsjunge Mohamed ist tot

  30 Oktober 2015    Gelesen: 573
Vermisster vierjähriger Flüchtlingsjunge Mohamed ist tot
Vier Wochen nach dem Verschwinden des vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed in Berlin hat die Polizei die Leiche des Kindes gefunden. "Wir haben die Gewissheit, dass Mohamed Januzi getötet worden ist", sagte Oberstaatsanwalt Michael von Hagen bei einer Pressekonferenz. Am Vormittag wurde demnach der mutmaßliche Entführer des Kindes festgenommen, in seinem Auto wurde die Leiche entdeckt. Das Motiv für die Tat war zunächst unklar.
Nach Angaben der Ermittler meldete sich die Mutter des gesuchten Tatverdächtigen bei der Polizei. "Sie hat mitgeteilt, dass ihr Sohn ihr gestanden hat, dass er mit der Entführung zu tun hat", sagte von Hagen. Die Mutter habe ihren Sohn auf Fahndungsbildern erkannt und ihn mit ihrem Verdacht konfrontiert. Zum Zeitpunkt des Anrufs sei die Polizei wegen eines anderen Hinweisgebers aber bereits auf dem Weg zu der Frau in das brandenburgische Niedergörsdorf nahe Jüterbog gewesen, sagte von Hagen.

Beim Eintreffen der Polizei fuhr den Schilderungen zufolge der seit Wochen gesuchte 32-jährige Verdächtige mit seinem Pkw vor. Der Mann wohnt bei seiner Mutter. Er habe umgehend die Tötung des Kindes gestanden und die Beamten zu seinem Pkw-Kofferraum geführt. Dort habe der Leichnam des kleinen Kindes in einer Plastikwanne gelegen, bedeckt mit Katzenstreu. Der Junge sei schon mehrere Tage tot gewesen, sagte von Hagen.

Der Leichnam wurde zur Obduktion in die Berliner Charité gebracht. Noch ist die Identität des Kindes nicht zweifelsfrei geklärt. Allerdings ist sich die Polizei mit Blick auf das Geständnis des Festgenommenen sicher, Mohamed gefunden zu haben. Der mutmaßliche Täter soll demnach am Freitag im Amtsgericht Tiergarten einem Haftrichter vorgeführt werden.

Der vor einem Jahr aus Bosnien mit seiner Mutter und den Geschwistern nach Berlin gekommene Mohamed war am 1. Oktober auf dem Gelände vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) verschwunden. Aufzeichnungen von Überwachungskameras zeigten den nun festgenommenen Mann, wie er das Gelände mit Mohamed an der Hand verließ. Ein erster öffentlicher Fahndungsaufruf der Polizei blieb trotz dutzender Hinweise aus der Bevölkerung ohne Ergebnis.
Ausschlaggebend für den späten Fahndungserfolg waren neue, am Montag veröffentlichte Videoaufnahmen, die die Polizei von einem Gaststättenbetreiber erhalten hatte. Die Bilder sowie eine ausgelobte Belohnung in Höhe von insgesamt 20.000 Euro führten zu mehr als hundert Hinweisen. Einer dieser Hinweise habe zu dem bei seiner Mutter lebenden 32-Jährigen geführt, sagte Winfried Wenzel, Leiter der Sonderkommission "Mohamed".

Es war eine der aufwändigsten Ermittlungen seit Jahren in Berlin. Jeden Tag arbeiteten 40 Beamte für die Sonderkommission, hinzu kamen Suchtrupps. Die Mutter sei vollkommen verstört über die Tat ihres Sohnes gewesen, sagte Wenzel. Der Täter habe dagegen einen "gefassten und ruhigen Eindruck" gemacht.

Die Polizei wollte weder ein pädosexuelles noch ein fremdenfeindliches Motiv ausschließen. Den Hintergrund der Tat sollen nun die Befragungen in den kommenden Tagen aufklären. Auch ein Zusammenhang zu dem im Mai in Potsdam verschwundenen fünfjährigen Elias werde wegen der räumlichen Nähe des Festnahmeorts geprüft, sagte Wenzel.

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