Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat mit ihren Ermittlungsverfahren im Abgas-Skandal mindestens fünf VW-Mitarbeiter im Fokus. Das will die Nachrichtenagentur dpa aus "sicheren Quellen" erfahren haben. Die Angaben der Informanten gehen allerdings auseinander: Eine der Quellen sprach sogar von sechs Beschuldigten.
Ein Sprecher der Anklagebehörde wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Die Staatsanwaltschaft verwies darauf, dass sie zur Zahl der Beschuldigten gegebenenfalls in den nächsten Tagen mehr sagen könne. Wie es in dem dpa-Bericht weiter heißt, liegen der Agentur aus dem Kreis der Beschuldigten angeblich vier Namen vor, die allerdings mit Blick auf die Rechtslage nicht veröffentlicht werden dürften.
Die Vorwürfe der Ermittler kreisen den Angaben zufolge um Vorgänge aus den Jahren 2005 und 2006. Damals waren drei der vier Männer Führungskräfte der Abteilung für Aggregate-Entwicklung, wozu Motoren und Abgassysteme gehören. Zwei von ihnen seien inzwischen Rentner, heißt es. Bei dem vierten der dpa namentlich bekannten Verdächtigen soll es sich um einen Softwareentwickler handeln, der, so lautet der Vorwurf, das geheime Manipulationsprogramm geschrieben haben soll.
Volkswagen schafft Arbeitsplätze
Der Autokonzern Volkswagen hält unterdessen trotz des Abgasskandals an seinen Investitionsplänen in den USA fest. "Die Vereinigten Staaten von Amerika gehören weiterhin zu einem der wichtigsten Märkte für Volkswagen", sagte VW-USA-Chef Michael Horn im Volkswagen-Werk in Chattanooga. Er bekräftigte, dass das Unternehmen 900 Millionen Dollar in die Produktion eines neuen Geländewagens investieren werde.
Davon sollen allein 600 Millionen Dollar in den US-Bundesstaat Tennessee fließen, wo die Wolfsburger eine Fabrik mit derzeit rund 2400 Beschäftigten unterhalten. Dort soll der neue SUV Ende nächsten Jahres vom Band rollen. Dadurch entstehen dort 2000 zusätzliche Arbeitsplätze.
In den USA hat Volkswagen mit massiven Imageverlusten zu kämpfen. Dass der Autohersteller Abgastests per Software manipuliert hat, kam dort auch in der breiten Öffentlichkeit gar nicht gut an. Der Betrug war im September durch die US-Umweltbehörde EPA öffentlich gemacht worden. Weltweit sind davon elf Millionen Fahrzeuge betroffen.
In den USA drohen VW Strafzahlungen von bis zu 18 Milliarden Dollar. Hinzu kommt eine Flut an Schadensersatzklagen, die im US-Rechtssystem leicht Größenordnungen von mehreren Milliarden Dollar erreichen können. Mehrere Anwaltskanzleien haben bereits Sammelklagen eingereicht oder angekündigt.
Neuer SUV für die USA
Die Bekräftigung der Investitionen steht auch im Zusammenhang mit Spekulationen, Volkswagen könne sein Geschäft in den USA wegen des Skandals zurückfahren. Dem hielt Horn entgegen. "Mit diesem klaren Bekenntnis zum Standort Chattanooga bestätigen wir unser Engagement in Nordamerika und das Vertrauen in die hiesige Mannschaft."
Neben den Investitionen in den Bau des neuen Geländewagens entsteht auf dem Gelände in Chattanooga ein Entwicklungs- und Planungszentrum für die USA. Von dort sollen Projekte für den nordamerikanischen Markt gesteuert werden. Volkswagen fährt in den USA wegen einer verfehlten Modellpolitik bisher hinter der Konkurrenz hinterher. Das soll sich dadurch ändern, dass der Konzern stärker auf die Wünsche der amerikanischen Kundschaft eingeht.
Umbaupläne weiter im Dunkeln
Unklar blieb, ob die Wolfsburger ihre Nordamerika-Aktivitäten wie geplant neu ordnen. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte vor wenigen Tagen berichtet, Volkswagen lege diese Pläne wegen des Skandals auf Eis. Geplant war, die Märkte in den USA, Mexiko und Kanada zu einer Region zusammenzufassen.
Der Autobauer wolle zunächst versuchen, mit Behörden und Klägern eine Einigung über drohende Straf- und Schadensersatzzahlungen zu erreichen, hatten es aus dem Konzernumfeld geheißen. Erst danach wolle sich VW Gedanken über die strategische Ausrichtung in den USA machen.
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