Warum so viele Singles in Deutschland keinen Sex haben

  21 Oktober 2016    Gelesen: 554
Warum so viele Singles in Deutschland keinen Sex haben
Jung und ungebunden, doch im Bett herrscht Flaute. Einer Studie zufolge verzichten viele junge Deutsche auf Sex. Ein Professor spricht von "einem neuen Phänomen" - und erklärt, was dahintersteckt.
Junge Singles lassen nichts anbrennen - und bei alten Paaren läuft nichts mehr. Mit diesem Klischee räumt eine neue Langzeitstudie der Universität Leipzig auf. Dabei spricht Studienautor Professor Elmar Brähler von einem "ganz neuen Phänomen".

In Deutschland sind der Untersuchung zufolge heute nur noch 67 Prozent der Menschen sexuell aktiv. Zum Vergleich: 1994 galt das noch für 70,6 Prozent und 2005 sogar für 73,7 Prozent der Deutschen. Das liege jedoch nicht an den Älteren - im Gegenteil. Es liegt vielmehr an der zunehmenden Unlust junger Singles.
Vor allem bei Alleinstehenden zwischen 18 und 30 Jahren spiele sich weniger im Bett ab. Fast 30 Prozent der Männer und Frauen in dieser Altersgruppe seien sexuell inaktiv.

Sex im Internet

Im Jahr 2005 hatten nur zehn Prozent der männlichen und 15 Prozent der weiblichen Singles keinen Sex. Brähler sieht einen Zusammenhang mit der Revolution sozialer Medien. Er glaubt, dass jüngere Menschen ihre Gefühle heute stärker online ausleben. "Die Jungen konsumieren eher Sexualität im Internet und pflegen Freundschaften über soziale Medien, anstatt den tatsächlichen sexuellen Kontakt zu suchen", so der Medizinpsychologe.
Um das Sexualleben der Deutschen stünde es noch schlechter, wenn nicht auch bei den Älteren eine Veränderung stattgefunden hätte. Laut Studie sind Paare zwischen 60 und 70 Jahren heute sexuell aktiver als junge Alleinstehende.
Das liege vor allem an dem aktiveren Liebesleben von Frauen zwischen 60 und 70 Jahren. Während 1994 nur 31 Prozent von ihnen Sex hatten, sind es nun 42 Prozent. Bei den Männern dieser Altersgruppe geben rund 62 Prozent an, in den letzten zwölf Monaten sexuelle Kontakte gehabt zu haben.

Voraussetzung für ein aktives Sexleben ist aber vor allem eine Partnerschaft. Menschen, die in einer Beziehung leben, haben besonders im Alter regelmäßiger Sex als Alleinstehende, wie die Studie zeigt. Von den 60- bis 70-jährigen gebundenen Männern und Frauen sind gut drei Viertel sexuell aktiv. Der Anteil bei alleinstehenden Männern liegt lediglich bei 38 Prozent, bei Single-Frauen nur bei zwölf Prozent.

Die Langzeitstudie der Universität Leipzig wurde von der Initiative "7 Jahre länger" der Deutschen Versicherer unterstützt. Ziel der Initiative ist es, gegen ein negatives Bild vom Alter in der Gesellschaft zu steuern.

Tags:


Newsticker