Dieser Ärger droht VW noch in den USA

  26 Oktober 2016    Gelesen: 855
Dieser Ärger droht VW noch in den USA
Der USA-Chef von VW spricht von einem "Meilenstein" auf dem Weg, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Fakt ist, mit dem jetzt erzielten Vergleich ist nur ein Teilproblem gelöst. Weiterer Ungemach ist bereits im Anmarsch.
Bei der Bewältigung des Skandals um manipulierte Abgaswerte ist Volkswagen in den USA einen Riesenschritt vorangekommen. Richter Charles Breyer in San Francisco billigte den Milliardenvergleich, der zwischen dem Konzern und den Aufsichtsbehörden sowie Verbraucheranwälten ausgehandelt worden war. Allerdings ist der juristische Ärger für Volkswagen in den USA damit noch lange nicht vorbei.

Einigung zu Zwei-Liter-Wagen:

Der Vergleichsvorschlag, den Bundesrichter Breyer jetzt endgültig gebilligt hat, verpflichtet Volkswagen zur Zahlung von 14,7 Milliarden Dollar (13,4 Milliarden Euro). Das ist die höchste Wiedergutmachung, die ein Automobilhersteller jemals in den USA gezahlt hat. Die Wolfsburger haben sich die Megasumme abringen lassen, da ein Prozess lange Ungewissheit und möglicherweise noch höhere Kosten mit sich bringen würde.

Rund zehn Milliarden Dollar sind für die Besitzer von knapp einer halben Million Wagen mit Zwei-Liter-Motoren bestimmt. Die Besitzer können die Wagen mit der Schummel-Software entweder zurückverkaufen oder kostenlos umrüsten lassen. Zusätzlich sollen sie Entschädigungen von bis zu 10.000 Dollar erhalten. Die übrigen Milliarden sollen in den Kampf gegen die Luftverschmutzung und die Förderung emissionsfreier Wagen fließen.

Zu der Wiedergutmachungssumme kommen noch mehrere hundert Millionen Dollar hinzu, die der Konzern an die Klägeranwälte zu zahlen haben wird.

Einigung mit Autohändlern:

Eine Lösung zeichnet sich auch für die geschädigten VW-Vertragshändler ab. Der Konzern hat mit 652 US-Händlern eine Entschädigungszahlung von 1,2 Milliarden Dollar ausgehandelt. Breyer hat den Vergleichsvorschlag bereits vorläufig gebilligt, die nächste Anhörung dazu soll im Januar stattfinden.

Noch keine Lösung für andere Modelle:

Von der Manipulation der Abgaswerte betroffen sind auch rund 80.000 Drei-Liter-Fahrzeuge in den USA. Für diese Luxusmodelle will Breyer von Volkswagen bis zum 3. November konkrete Lösungsvorschläge präsentiert bekommen. Der Konzern hat in Aussicht gestellt, die Falschmessungen bei diesen Wagen ohne aufwendige Umrüstung, sondern mittels einer relativ einfachen Überarbeitung der Software beheben zu können. Sollte dies den Richter nicht überzeugen, könnte auch diese Vereinbarung für den Konzern teuer werden.

Verhandlungen mit dem Justizministerium:

Neben den zivilrechtlichen Auseinandersetzungen laufen auch strafrechtliche Ermittlungen gegen den Konzern. Das Justizministerium in Washington sieht Anhaltspunkte für kriminelle Machenschaften. Auch hier strebt Volkswagen eine außergerichtliche Einigung an. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" vom Sommer könnte das Ministerium den Wolfsburgern im Rahmen eines Vergleichs eine Strafe von mehr als 1,2 Milliarden Dollar auferlegen.

Klage von Bundesstaaten:

Mit 43 US-Bundesstaaten und Verwaltungsbezirken hatte Volkswagen im Juni eine Vereinbarung über die Zahlung von 570 Millionen Dollar wegen irreführender Geschäftspraktiken erzielt. Mehrere Staaten haben aber seither nachgelegt und wegen Verstößen gegen ihre Umwelt- und Verbrauchergesetze geklagt. Die neuen Forderungen könnten sich auf eine Größenordnung im Milliardenbereich summieren.

Brisant sind die Klagen von New York und anderer Staaten auch insofern, als darin schwerwiegende Vorwürfe gegen Konzernchef Matthias Müller und dessen Vorgänger Martin Winterkorn erhoben werden. Dem wegen des Skandals zurückgetretenen Winterkorn wird angelastet, von den Schummeleien gewusst zu haben. Müller soll demnach schon 2006 als damaliger Audi-Manager zumindest gewusst haben, dass es Probleme gab, die US-Abgasnormen einzuhalten. Das Unternehmen hat stets beteuert, die heutigen und früheren Konzernspitzen hätten nichts von den illegalen Tricksereien gewusst.

Klage gegen VW-Ingenieur:

Unangenehm ist für Volkswagen auch die Klage gegen einen Ingenieur, der an der Entwicklung der Mogel-Software beteiligt gewesen sein soll. James L. hat sich schuldig bekannt und will mit den Behörden zusammenarbeiten. Dies könnte weitere Enthüllungen zur Folge haben.

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