Was steckt hinter dem seltsamen Tankstopp von Putins Flugzeugträger?

  27 Oktober 2016    Gelesen: 659
Was steckt hinter dem seltsamen Tankstopp von Putins Flugzeugträger?
Der riesige Flugzeugträger, den Putin nach Syrien schickt, stärkt Russlands Macht im Mittelmeer. Dass er unterwegs einen ominösen Tankstopp einlegt, darf man als Test des westlichen Bündnisses sehen.
Ein Flugzeugträger ist kein Feriendampfer, sondern ein schwimmendes Flugfeld. Und wenn das russische Schiff, begleitet und beschützt von einem meeresgrauen Gefolge, in Richtung der Kampfzone Aleppo Kurs nimmt, zieht es nicht nur die Wissbegier aller Anrainer auf sich, sondern auch politische Sorgen, Misstrauen und die Frage, wie mit den ungebetenen Gästen zu verfahren sei, zum Beispiel, wenn sie unterwegs, wie jetzt im spanischen Ceuta, Schweröl tanken wollen für die Weiterreise.

Einerseits gelten bis zum Beweis feindlicher Absichten die Sitten und Gebräuche des allgemeinen Seerechts. Andererseits ist anzunehmen, dass die Flugzeugträgergruppe die russische Position im östlichen Mittelmeer verstärken und die Entscheidung in der Schlacht um Aleppo bringen, vielleicht aber auch den Druck auf die Mordbuben des IS verstärken soll.

Neue Optionen für die russische Militärmacht

Jedenfalls eröffnet die verstärkte Präsenz im östlichen Mittelmeer, ohnehin durch den Kriegshafen Tartus gesichert, der russischen Militärmacht weitere Optionen. Dass man durch Verweigerung von ein paar Tonnen Treibstoff den russischen Präsidenten von seinem Kriegskurs abbringen könnte, ist nichts als eine kühne Fantasie. Das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen ist schlecht genug.

Man kann sich schlecht vorstellen, dass die Russen mit halb leeren Tanks losgefahren sind. Die Frage der Betankung in einem Nato-Hafen sollte wahrscheinlich das westliche Bündnis testen und in Verlegenheit bringen. Nato-Generalsekretär Stoltenberg war so klug, die Entscheidung von der Bündnisebene herunterzunehmen und den Spaniern zur Entscheidung zu überweisen. Deeskalation war in dieser Lage das Klügste, was zu tun war.

Dass der russische Flottenbefehlshaber dann bei genauerem Nachschauen entdeckte, dass er doch noch genügend Sprit im Tank hatte für die Weiterfahrt und der Botschafter abwinkte, gehört zu den Rätseln, die russische Politik dem Rest der Welt gern aufgibt. Eindrucksvoll war das Hin und Her jedenfalls nicht.

Quelle : welt.de

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