Nach monatelangen Ermittlungen ist der Bundesanwaltschaft offenbar ein Schlag gegen die islamistische Szene in Deutschland gelungen. Am frühen Morgen ließ die Behörde fünf Männer festnehmen, die im Verdacht stehen, für den "Islamischen Staat" rekrutiert zu haben. Ihnen wird die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.
Unter ihnen befindet sich auch der sogenannte "Prediger ohne Gesicht", ein 32-jähriger gebürtiger Iraker, der sich "Abu Walaa" nennt und sogar eine eigene App anbietet. Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR gilt Abu Walaa, der tatsächlich Ahmad Abdelazziz A. heißt, den Behörden bereits seit Jahren als zentrale Figur der deutschen Islamisten.
Ausreisen Richtung Syrien
Seit Herbst des vergangenen Jahres ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen ihn und mutmaßliche Helfer. Sie sollen vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen junge Muslime für den Dschihad angeworben und bei der Ausreise logistisch und finanziell unterstützt haben. Erst im August kam es zu Durchsuchungen, darunter einer Moschee in der Hildesheimer Nordstadt, die als bundesweit bedeutender Treffpunkt der salafistischen Szene gilt. Sicherheitsbehörden hatten schon länger beobachtet, dass es im zeitlichen Umfeld zu Islamseminaren des Predigers in der Hildesheimer Moschee zu Ausreisen in Richtung Syrien gekommen war.
Im Ruhrgebiet nahm die Polizei zudem zwei weitere Prediger fest, die ebenfalls Teil des salafistischen Netzwerks um "Abu Walaa" sein sollen. Die Männer sollen bei Predigten in Wohnungen für den IS geworben und zur Ausreise in den Dschihad aufgerufen haben. Auch ihnen wird die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zur Last gelegt.
IS-Rückkehrer hat offenbar ausgesagt
Wie NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung erfuhren, hatten die Aussagen eines IS-Rückkehrers maßgeblichen Anteil an den heutigen Festnahmen. Der 22-jährige Anil O. war nach einem mehrmonatigen Aufenthalt im IS-Gebiet in Syrien in die Türkei geflohen und hat sich nach eigenen Aussagen von der Terrormiliz losgesagt. Bevor er Ende September nach Deutschland zurückkehrte, gab Anil O. NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung in der Türkei ein Interview, in dem er Ahmad Abdelaziz A., alias Abu Walaa, schwer belastete und als "die Nummer 1 des IS in Deutschland" bezeichnete. Die Beschuldigten haben - sofern sie sich in der Vergangenheit dazu geäußert haben - eine Verbindung zum Terrorismus verneint.
Tags: