Gisdol: „Depression im Verein - viele sind müde, zu kämpfen“

  14 November 2016    Gelesen: 906
Gisdol: „Depression im Verein - viele sind müde, zu kämpfen“
HSV-Coach Markus Gisdol (Foto) präsentierte sich am Sonntagabend im Rahmen der TV-Sendung „NDR Sportclub“ bemüht darum, trotz der sportlichen Misere und den öffentlichen Unruhen rund um die Sportdirektor-Suche, kühlen Kopf zu bewahren. „Es wäre nicht gut, wenn ich mich von der Hektik anstecken lassen würde. Die Mannschaft braucht jetzt einen verlässlichen Partner, klare Ansprachen und Ideen“, so Gisdol. Der 47-Jährige verdeutlichte zudem seine Erwartungshaltung an den Kader.
Spieler, die nicht bereit seien, „jetzt für unseren Klub, den HSV, durch`s Feuer zu gehen“, legte der Trainer „durch die Blume“ einen Vereinswechsel nahe. „Jeder Spieler, der in dieser schwierigen Situation aktuell bei uns im Kader steht und der nur im Ansatz Gedanken an einen Vereinswechsel im Winter hegt, der soll sich ganz schnell bei uns melden, damit wir wissen, auf wen wir zählen können. Wir brauchen für unseren Klub jetzt nur Spieler, die 100 Prozent geben.“

„Müssen junge Spieler reinschmeißen, damit sie besser werden“

Gisdol tat kund, in Sachen Kaderplanung zukünftig mehr experimentieren zu wollen: „Wir müssen mutig sein. Wir haben so viele gute, junge Spieler bei uns, die auch in Zukunft für uns wertvoll sein können. Die muss man einfach mal reinschmeißen, damit sie besser werden. Wir müssen eine stabile Formation finden und dann aus dieser Stabilität heraus, kleine Schritte vorwärts gehen.“

Ob auch 5-Mio.-Transfer Alen Halilovic zukünftig mehr Einsatzzeiten bekommen werde, ließ der Coach offen. Der Kroate hatte es nach seinem Wechsel zum HSV weder unter Bruno Labbadia, noch unter Gisdol geschafft, sich durchzusetzen, bringt es bis dato nur auf sechs Kurzeinsätze in der Liga. Sein Trainer nimmt den 20-Jährigen dennoch in Schutz: „Ich glaube, dass um seine Person hier vor der Saison eine Erwartungshaltung geschürt wurde, der er nicht gerecht werden konnte. Man hat hier tatsächlich einen kroatischen Messi präsentiert.“

„Es herrscht eine gewisse Depression - viele sind müde, zu kämpfen“

Vor dem Hintergrund der aktuell verheerenden Tabellensituation und nur vier Toren und keinem Sieg aus zehn Partien, sei es für Gisdol in erster Linie wichtig, „geschlossen durch diese Situation“ zu gehen und die Mannschaft „in Ruhe entwickeln“ zu können. Der mit Hoffenheim abstiegskampferprobte Trainer empfinde die Voraussetzungen dennoch als nicht so schlimm, wie im Kraichgau 2013 - damals war es Gidol gelungen, die TSG nach seiner Übernahme sieben Spieltage vor Saisonende und mit zu diesem Zeitpunkt zehn Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz, noch ans rettende Ufer und später über die Relegation zum Klassenerhalt zu führen.

Dennoch habe der Trainer nach seinem Amtsantritt in Hamburg „relativ schnell gemerkt, dass in dem Verein gewisse Depression vorhanden ist und dass viele einfach müde sind, zu kämpfen. Verständlicherweise, da sie diese Situationen über Jahre miterlebt haben. Diese Dinge müssen jetzt sauber analysiert und anschließend konsequent gehandelt werden. Ansonsten kommen wir ja nicht weiter. Deswegen ist es jetzt wichtig, auch die richtigen Personen mit ins Boot zu holen, um alles zu mobilisieren.“

„Verständnis für den Vorstand, dass er sich nicht über den Tisch ziehen lässt“

Gisdol spielte mit diesen Aussagen im „Sportclub“ unter anderem auf die weiterhin laufende Suche nach einem neuen Sportdirektor an. Für ihn persönlich ändere sich durch die jüngste Absage von Bochums Christian Hochstätter zunächst nichts. Er selbst werde regelmäßig von Dietmar Beiersdorfer über den aktuellen Stand und mögliche Kandidaten informiert und könne seine Meinung anbringen. Dennoch wünscht sich auch der Coach eine baldige Entscheidung hinsichtlich des vakanten Postens.

„Es ist für uns alle gut, wenn wir neue Power und Energie reinbekommen, sich eine wichtige Personalie klärt und wir das Ganze dann zusammen anpacken können. Aber ich habe auch vollstes Verständnis für unseren Vorstand, dass er sich nicht über den Tisch ziehen lässt und eventuell eine horrende Ablösesumme zahlt, die vielleicht nicht angebracht war - das weiß ich aber nicht, da ich in die Details nicht involviert bin. Ich werde immer wieder von Dietmar informiert und er fragt mich auch nach meiner Meinung zu den Kandidaten, die im Raum stehen. Da haben wir einen guten Austausch“, so Gisdol.

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