3,3 Millionen Tote pro Jahr durch Feinstaub

  21 September 2015    Gelesen: 748
3,3 Millionen Tote pro Jahr durch Feinstaub
Vor allem die Landwirtschaft verschmutzt die Luft
Jährlich sterben etwa 3,3 Millionen Menschen weltweit vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Die meisten Opfer stammen einer Studie zufolge aus Asien. Der größte Teil der Todesfälle gehe auf Emissionen zurück, die vor allem in China und Indien bei der Verbrennung von Kohle oder Biomasse zum Heizen und Kochen oder durch Dieselgeneratoren frei werden, berichten Forscher aus Deutschland, Zypern, den USA und Saudi Arabien unter Leitung von Johannes Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz.

Bis 2050 könne sich die Zahl der Todesfälle verdoppeln, wenn nicht weitreichende Aktionen zur Verbesserung der Luftqualität ergriffen würden, schreiben sie im Fachblatt `Nature`.

In Deutschland und anderen Ländern Europas verschmutzt den Angaben zufolge vor allem die Landwirtschaft die Luft. In der EU führe Feinstaub und Ozon jährlich zu 180.000 Todesfällen, davon 35.000 in Deutschland. Luftschadstoffe wie Ozon oder Feinstaub gelten schon lange als gesundheitsschädlich. Vor allem sehr kleine Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer (2,5 Tausendstel Millimeter) können tief in die Lunge eindringen und gesundheitliche Probleme hervorrufen, etwa Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen oder Lungenkrebs.

Die winzigen Partikel dringen über die Lunge womöglich sogar in die Blutgefäße ein. Es gebe Hinweise darauf, dass sie dort zur Plaquebildung beitragen und so das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen.

Es sei schwierig, die Folgen der Luftverschmutzung zu quantifizieren, schreiben die Wissenschaftler. Zum einen, weil die Luftqualität nicht überall regelmäßig überwacht werde. Zum anderen, weil über die möglicherweise unterschiedliche Schädlichkeit einzelner Partikel bisher wenig bekannt sei.

"Meist wird ja angenommen, dass Industrie und Verkehr die schlimmsten Luftverschmutzer sind, aber weltweit ist das offenbar nicht der Fall", berichtet Lelieveld. In Indien und China verursachten die häuslichen Kleinfeuer einen Großteil des Smogs. "Das sind zwar nur kleinskalige Aktivitäten, aber wenn ein Großteil der Bevölkerung das macht, kommt einiges zusammen."

Weltweit starben 2010 5 von 10.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. In China allein waren es 1,36 Millionen - deutlich mehr als dort im Straßenverkehr ums Leben kommen oder an Aids sterben. Indien folgte mit 0,65 Millionen Toten jährlich auf Platz zwei.

Etwa ein Drittel aller weltweiten Todesfälle infolge von schlechter Luft - in Nepal annähernd 70 Prozent - gehe auf die Nutzung von kleinen Verbrennungsöfen zum Heizen und Kochen sowie von Dieselgeneratoren zurück. Dabei wird viel Rauch und Ruß frei. Unter der - wissenschaftlich derzeit nicht bewiesenen - Annahme, dass kohlenstoffhaltige Partikel deutlich gefährlicher sind als andere Feinstaub-Partikel, stieg der Anteil der Todesopfer, die auf diese Quelle zurückzuführen sind, weltweit sogar auf fast 60 Prozent.

In den USA seien Emissionen aus dem Verkehr und der Stromerzeugung für die meisten Toten verantwortlich. In Europa, Russland, dem Osten der USA und in Ostasien stammten die meisten Feinstaubpartikel aus der Landwirtschaft. Vor allem aus der Tierhaltung und über den Einsatz von Düngemittel gelangten Vorläuferstoffe in die Luft, die zur Bildung von Feinstaub beitragen. Deutschland belegt der Studie zufolge den 12. Platz in der Liste der Länder mit den meisten, auf Luftverschmutzung zurückgehenden Todesfällen im Jahr 2010.

In Deutschland gebe es jährlich 7.000 Todesfälle durch Verkehrsabgase. Demnach sterben hierzulande doppelt so viele Menschen an den Folgen der Verkehrs-Emissionen wie an Verkehrsunfällen.

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