Branson lässt Concorde wieder aufleben

  17 November 2016    Gelesen: 593
Branson lässt Concorde wieder aufleben
Ein ausgedehnter Mittagschlaf oder ein längeres Businessmeeting und schon könnte man von London nach New York gereist sein. Davon träumt Milliardär Richard Branson. Gemeinsam mit dem Luftfahrt-Start-up Boom macht er das nun offenbar möglich.
"Verlassen Sie New York um sechs Uhr morgens, halten Sie nachmittags und abends Meetings in London ab, und seien Sie wieder Zuhause, um die Kinder ins Bett zu bringen". So lautet das Versprechen eines neuen Projekts für ein Überschallflugzeug, das von Virgin-Unternehmer Sir Richard Branson unterstützt wird. Mit "Baby Boom" wollen er und der Technologiekonzern Boom an die Geschwindigkeiten des einstigen Concorde-Flugs anknüpfen und versprechen, in dreieinhalb Stunden von New York nach London reisen zu können.

Konstruiert wurde das laut Firmenaussage "schnellste Zivilflugzeug überhaupt" von dem Start-up-Unternehmen Boom Technology, das im Jahr 2014 gegründet wurde. Die Liste der Boom-Gründer und -Verantwortlichen liest sich ebenso ambitioniert wie das Projekt selbst. Neben Investor Branson, zu dessen Virgin-Konzern auch eine Fluglinie gehört, stehen Amazon-Manager Blake Scholl, Luftfahrtunternehmer Joe Wilding und Start-up-Gründer Josh Krall der Firma vor. Unterstützt werden sie von erfahrenen Ingenieuren und Entwicklern, die bereits für die Fluglinie Boeing, die Nasa, den Stahltriebwerkhersteller Pratt & Whitney oder den Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed Martin tätig waren.

Ein erster Prototyp des neuen Überschallflugzeugs von Boom und Bransons Ableger Virgin Galactic`s wurde am Dienstag in Denver im US-Bundesstaat Colorado vorgestellt. "Baby Boom" soll mit einer Geschwindigkeit von bis zu 2700 Stundenkilometern in einer Höhe von 18.000 Metern fliegen und ist damit zweieinhalb Mal so schnell wie eine gewöhnliche Passagiermaschine. Damit überwindet das Überschallflugzeug die etwa 5570 Kilometer zwischen London und New York in 3 Stunden und 24 Minuten, verspricht das Unternehmen. 45 Passagiere finden in der Maschine Platz, wenn sie bereit sind, "erschwingliche" 5000 US-Dollar für Hin- und Rückflug zu bezahlen, erklärte Branson dem "Guardian".

Testflüge bereits im kommenden Jahr

Erste Testflüge von "Baby Boom" sollen im kommenden Jahr in Kalifornien starten. Regulär soll die Linie ab 2023 verkehren - und damit exakt 20 Jahre nach der Einstellung des Betriebs der Concorde-Maschinen. British Airways und Air France stellten 2003 nach mehreren Abstürzen aufgrund technischer Probleme den Betrieb des Überschall-Passagierflugzeug ein. Die Concorde bewältigte die Strecke zwischen London in New York in etwa dreieinhalb Stunden.

Im Gegensatz zum französischen Vorbild setzt Boom auf einfache Technologien, die bereits in der Praxis von anderen Herstellern erprobt und somit von den Behörden genehmigt wurden. "Wir benutzen Technik von der Stange, das senkt die Entwicklungskosten ganz drastisch", erklärte Mitbegründer Scholl dem Wirtschaftsmagazin "Bilanz". Den Wunsch nach bezahlbaren und innovativen Fluglösungen abseits der Riesenkonzerne hat er unter anderem mit Tesla-Gründer Elon Musk gemeinsam, der seit Jahren mit seiner Firma Space-X in der Raumfahrtbranche mitmischt. Musk sei auch das Vorbild für den Start von Boom gewesen, so Scholl weiter.

Neben der Strecke zwischen London und New York sind weitere geplant. So sollen Passagiere künftig in fünfeinhalb Stunden von Tokio nach San Francisco gelangen und in 6 Stunden und 45 Minuten soll die Route zwischen Sydney und Los Angeles bewältigt werden. Preislich liegt ein Ticket für diese Entfernungen bei etwa 3500 US-Dollar pro Strecke. Das Boom-Angebot richtet sich daher vornehmlich an wohlhabende Geschäftsleute und bietet Business-Class-Komfort. "Es ist jedoch kein Privatjet", erläuterte Scholl dem "Telegraph".

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