Haifa-Feuer löst politischen Streit aus

  26 November 2016    Gelesen: 890
Haifa-Feuer löst politischen Streit aus
Die Polizei und der Geheimdienst ermitteln gegen mehrere verdächtige Brandstifter. Ob Palästinenser oder Israelis das Feuer verursacht haben, ist noch ungeklärt. Der Polizeichef geht allerdings von einem nationalistischen Motiv aus.
Die Polizei und der Geheimdienst ermitteln gegen mehrere verdächtige Brandstifter. Ob Palästinenser oder Israelis das Feuer verursacht haben, ist noch ungeklärt. Der Polizeichef geht allerdings von einem nationalistischen Motiv aus.

Laut ARD verfolgt die Polizei Hinweise, dass genau in der Region von Major Twito, in Beit Me‘ir bei Jerusalem, zwei Palästinenser in der vergangenen Nacht absichtlich Brände gelegt haben. In Rahat nahm die Polizei zudem einen jungen Mann fest, der auf Facebook dazu aufgerufen haben soll, weitere Brände zu legen.

In der öffentlichen Wahrnehmung spielen zwölf Festnahmen der Polizei eine größere Rolle. Der Sprecher der Polizei äußerte sich zunächst nicht zu möglichen Motiven.

Hingegen hatte Polizeichef Roni Alscheich gesagt: "Es ist davon auszugehen, dass die Fälle von Brandstiftung nationalistisch motiviert waren." Auch der Inlandsgeheimdienst Schin Bet ermittelt.

Seit mehreren Tagen wüten in Israel Brände, auch in der Nähe von Jerusalem. Zehntausende Israelis flohen allein in der Hafenstadt Haifa. Rund 75.000 Menschen waren nach Medienberichten betroffen, gut ein Viertel der Bewohner der Küstenstadt. 60 Menschen wurden nach Angaben der Rettungskräfte verletzt.

Wasel Abu Jussef, Mitglied des PLO-Exekutivkomitees, bezeichnete die Anschuldigungen als "grundlos und unzutreffend". "Israelische Offizielle versuchen damit, die israelische Öffentlichkeit gegen die Palästinenser aufzuhetzen und nicht mehr." Sie würden alles Schlechte den Palästinensern zuschreiben. "Das ist ein einfacher Weg, um jegliche persönliche Verantwortung für die Geschehnisse zu vermeiden."

Feuerwehrkräfte brauchen Verstärkung

Die Feuerwehr sprach vorsichtig von einer Entspannung der Lage. "Es ist viel besser als gestern", sagte der Sprecher der Feuer- und Rettungsdienste, Joram Levi, der Deutschen Presse-Agentur. "Gestern war es am schlimmsten."

Die Feuerwehr bleibe dennoch alarmiert. Aktuell würden vier größere Feuer in zwei Orten im Norden, in der Nähe von Jerusalem und in Haifa bekämpft. Die Einsatzkräfte warnten auch vor einer Überlastung. "Die Feuerwehrkräfte kämpfen schon fünf Tage mit den Flammen, sie sind am Rande des Zusammenbruchs", sagte Avi Ankori, der Leiter des Verbandes der Feuerwehrleute, der Nachrichtenseite "Ynet".

Der palästinensische Zivilschutz hat nach eigenen Angaben zur Unterstützung vier Feuerwehrwagen nach Jerusalem und Haifa geschickt. Zahlreiche Länder, darunter auch die USA und Russland, wollen Israel im Kampf gegen die Flammen unterstützen.

Spanien will laut der Brüsseler EU-Kommission vier Löschflugzeuge schicken, Frankreich weitere zwei Maschinen sowie einen Aufklärungsflieger. Auch Zypern wolle helfen.

Israels Ministerpräsident Netanjahu spricht von Terror

Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, Brandstiftung sei Terror. "Jeder, der versucht, Teile des Staates Israel zu verbrennen, wird hart bestraft werden", sagte er nach Angaben seines Büros.

Der Oppositionspolitiker Jussef Dschabarin warnte dagegen laut der "Haaretz": "Diese Anschuldigungen sind arrogant und unverantwortlich und stellen eine gefährliche und wilde Hetze gegen die arabische Bevölkerung dar." Es seien auch arabische Gebiete betroffen gewesen. "Und das Feuer in Haifa unterscheidet auch nicht zwischen Juden und Arabern."

Auch im Westjordanland gibt es seit Mittwoch Brände, unter anderem in der Nähe von Ramallah. Dort gab es allerdings nach Behördenangaben zunächst keine Menschen mit Rauchvergiftungen und keine Beschädigungen von Häusern.

In Israel und den Palästinensergebieten herrscht eine lange Trockenheit. Starke Winde fachen die Feuer an. Der Vorsitzende der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe, Volker Beck, äußerte sich entsetzt über die Reaktionen im Internet: "Die Meldungen über angebliche Brandstiftungen bereiten uns große Sorge", sagte der Grünen-Politiker. "Auch wenn man sich hier bei der Ursache nicht vorschnell auf eine Vermutung festlegen kann, schockieren im Netz von einigen verbreitete Häme und Genugtuung über die Katastrophe." Die Feuer würden zum Teil mit "Applaus und (...) Freude" quittiert.

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