EZB verlängert Ankaufprogramm, Bundesbank überstimmt

  09 Dezember 2016    Gelesen: 357
EZB verlängert Ankaufprogramm, Bundesbank überstimmt
Die EZB hat ihr umstrittenes Ankaufprogramm für Anleihen verlängert. Die Bundesbank hat die Entscheidung nicht unterstützt. Der DAX reagierte mit deutlichen Kursanstiegen.
Europas Aktienanleger bleiben dank weiterhin großzügiger Geldgeschenke der Europäischen Zentralbank (EZB) in Feierlaune. Der Dax kletterte am Donnerstag um 1,8 Prozent und schloss mit 11.179,42 Punkten so hoch wie seit einem Jahr nicht mehr. Der EuroStoxx50 legte knapp anderthalb Prozent auf 3185,79 Punkte zu. Auch die anhaltende Rekordjagd an der Wall Street stützte die Kurse. Der Euro musste hingegen ordentlich Federn lassen.

Die Notenbanker um Ratspräsident Mario Draghi verlängerten ihr bislang auf 1,74 Billionen Euro angelegtes Anleihen-Kaufprogramm zur Stützung der Konjunktur um neun Monate bis mindestens Ende Dezember 2017. Das ist länger als die meisten Volkswirte erwartet hatten. Das monatliche Volumen von derzeit 80 Milliarden Euro sinkt allerdings ab April 2017 auf 60 Milliarden Euro. Insgesamt werden damit weitere 540 Milliarden Euro in den Markt gepumpt.

Der Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Ausweitung ihrer Anleihekäufe ist laut FAZ ohne Zustimmung von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann gefallen. Die Zeitung berichtete am Donnerstag vorab ohne Angaben von Quellen, Weidmann habe Einwände geäußert und nicht dafür gestimmt. Die Bundesbank wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. In Notenbank-Kreisen hieß es, Weidmanns Bedenken zu Staatsanleihekäufen seien bekannt.

„Draghi hat geliefert“, kommentierte die Volkswirtin Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. Der Italiener habe den richtigen Ton getroffen, um seine Kritiker zu befriedigen und die Märkte nicht zu verschrecken, sagte Stratege Jochen Stanzl von CMC Markets. Die Schritte seien nicht als Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik zu werten, sagte Commerzbank-Volkswirt Jörg Krämer. „Die lockere Geldpolitik wird nicht einfach beendet, denn die Staatsschuldenkrise ist noch nicht gelöst.“ An den Leitzinsen rüttelte die Zentralbank erwartungsgemäß nicht.

Dafür erweiterte sie ihren Spielraum bei den Anleihekäufen. Künftig werden auch Laufzeiten von einem Jahr gekauft, zudem sind auch Anleihen mit Renditen unter dem Einlagenzins von aktuell minus 0,4 Prozent erlaubt. Das schaffte Erleichterung am kurzen Ende der Laufzeiten: die Rendite der zweijährigen Bundesanleihe gab zeitweise um sieben Basispunkte nach – so viel hatte sie innerhalb eines Tages zuletzt Mitte 2012 verloren. Zehnjährige Bundesanleihen fielen hingegen in der Gunst der Anleger, im Gegenzug zog die Rendite auf 0,378 von zuvor 0,347 Prozent an. Am Devisenmarkt verlor der Euro fast anderthalb US-Cent auf knapp unter 1,06 Dollar.

Die Aussicht auf eine längere Flut billigen Geldes trieb vor allem Aktien von Banken an. Commerzbank legten 5,2 Prozent zu, die Aktien italienischer Geldhäuser wie Banco Popolare Milano gewannen bis zu zehn Prozent. Die Institute ächzen unter einem Berg an faulen Krediten, vor allem die Traditionsbank Monte dei Paschi steht unter Druck. Die Aktien, die schon am Mittwoch von Spekulationen auf eine Rettung durch den Staat profitiert und über zehn Prozent gewonnen hatten, stiegen um weitere vier Prozent auf 21,80 Euro.

Rund 3,1 Prozent abwärts auf 3,78 Euro ging es im TecDax für Aixtron -Aktien. Die geplante Übernahme des deutschen Technologie-Konzerns durch den chinesischen Investor Fujian Grand Chip Investment ist geplatzt. US-Präsident Barack Obama hatte sein Veto gegen die Übernahme des amerikanischen Aixtron-Geschäftes wegen Sicherheitsbedenken eingereicht.

Im SDax schossen GfK nach einer zwischenzeitlichen Handelsaussetzung um mehr als dreißig Prozent auf 43,90 Euro nach oben. Damit notierten sie so hoch wie seit knapp drei Jahren nicht mehr. Der Finanzinvestor KKR will bei dem Marktforscher einsteigen. Über ein niederländisches Finanzvehikel bietet KKR den Minderheitsaktionären der Nürnberger 43,50 Euro je Aktie. KKR-Aktien gewannen in New York 2,7 Prozent.

Quelle:Deutschen Wirtschafts Nachrichten

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