Auf einer bei Kindern beliebten Internetplattform soll der geständige Mann unter falschem Namen vor allem sieben- bis dreizehnjährige Mädchen und Jungen angeschrieben und dazu gedrängt haben, ihm Nacktaufnahmen von sich zu schicken, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
"Wir gehen von 122 Opfern aus", sagte Oberstaatsanwalt Alexander Retemeyer dem SPIEGEL. Noch müssten aber Videodateien einzelnen Opfern zugeordnet werden. An einige der Fälle könne sich der Angeklagte nach eigenen Angaben nicht mehr erinnern. Andere Opfer müsse man erst noch identifizieren.
Erpressung und digitale Währung
"Er hat die Kinder auf einer Videoplattform kontaktiert und sich selbst als junges Mädchen ausgegeben", sagte Retemeyer. Der Mann habe so getan, als sei sein Mikrofon defekt, dann habe er per Chat-Anweisungen gegeben, sich selbst zu befriedigen.
Die Kinder waren zunächst von einer Art Sexspiel im Internet ausgegangen. Anderen habe der Mann digitale Währung geboten, in mindestens einem Fall habe es auch eine Erpressung gegeben, bei der der mutmaßliche Täter gedroht habe, die Aufnahmen zu veröffentlichen, wenn nicht weitere folgen würden.
Ins Rollen geraten waren die Ermittlungen, nachdem die Mutter des elfjährigen Erpressungsopfers, das aus Würzburg stammt, Anfang des Jahres Anzeige erstattet hatte.
Sex in einer Lkw-Kabine
Bei mehreren Durchsuchungen wurde in der Wohnung des Mannes belastendes Material sichergestellt. "Wir haben 606 kinderpornografische Dateien bei dem Mann gefunden", sagte Retemeyer. Darunter seien 435 Videos gewesen.
Nach der letzten Durchsuchung im Juni habe sich der Mann dann mit einem der gefilmten Kinder getroffen, das mittlerweile 15 Jahre alt sei. Zwischen dem Mann und dem Mädchen sei es in der Fahrerkabine eines Lkw zu einvernehmlichem Geschlechtsverkehr gekommen. "Wenn keine besonderen Umstände hinzukommen, handelt es sich dabei aber nicht um eine strafbare Handlung", sagte Retemeyer.
Derzeit werde die Anklage auf sexuellen Missbrauch von Kindern erstellt. Retemeyer: "Viele, die wir identifizieren konnten, sind traumatisiert und in psychiatrischer Behandlung. Alle werden wir wohl nicht finden."
Quelle : spiegel.de
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