Dank den Schatten, die Brexit, Trump und Italien-Referendum vorauswarfen, scheint das 2016 anders geworden zu sein. Die Verkäufe von Rohdiamanten zogen schon im ersten Halbjahr um rund 20 Prozent an und auch die Preise stabilisierten sich, nachdem sie 2015 um 15 Prozent gefallen waren.
Das berichtet die Managementberatung Bain in ihrem Branchenreport „The Global Diamond Industry 2016“, den diese gemeinsam mit der Antwerpener Diamantenbörse herausgibt. Insbesondere Unternehmen, die Diamanten weiterverarbeiteten, hätten ihr Einkaufsvolumen wieder aufgestockt, aber auch viele Einzel- und mittelgroße Zwischenhändler setzten auf ein starkes Weihnachtsgeschäft.
Im vergangenen Jahr seien die Lager der Hersteller noch übergequollen. Diamantenschneider und andere Unternehmen in der Mitte der Wertschöpfungskette hätten daher ihre Einkäufe massiv verringert und Lagerbestände abgebaut.
Bain ist indes skeptisch. Es bleibe abzuwarten, ob Juweliere und große Warenhäuser eine entsprechende Nachfrage verzeichnen würden. „Sollte die Nachfrage der Konsumenten nicht steigen, füllen die zunehmenden Rohdiamantenverkäufe eher die Lager der Händler und Diamantenverwerter, als dass sie bei den Einzelhändlern für mehr Umsatz sorgen“, sagt Bain-Partner Klaus Neuhaus
Entscheidend bleibe die Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Hier gebe es vor allem eine gute Nachfrage von Kunden mit mittlerem Einkommen. Auch in Indien sei die Nachfrage an für sich gestiegen, die Dollar-Stärke habe aber am Ende für einen Rückgang gesorgt. China sei dagegen schwierig, weil sich Reisebeschränkungen in Hongkong und Macau negativ auf den Diamantenabsatz auswirkten.
Bain sieht im laufenden Jahr geringere Auswirkungen von Wechselkursschwankungen auf das Wachstum der Branche. Viel eher fürchtet man eine Konjunkturabschwächung in den Vereinigten Staaten. Dort signalisierten Verkaufsrückgänge bei bedeutenden Einzelhändlern in der ersten Jahreshälfte 2016 eine mögliche Eintrübung. Das gelte auch für China, so dass die Hoffnungen der Händler auf dem anstehenden Weihnachtsgeschäft ruhten.
Langfristig gelten die Hoffnungen der Branche den sogenannten Millennials, also den zwischen 1980 und 2000 Geborenen. Diese Käuferschicht mache in China, Indien und den Vereinigten Staaten insgesamt rund 900 Millionen Menschen mit einem Einkommen von rund acht Billionen Dollar aus. Bis 2030 werde sich dieses in etwa verdoppeln. Wären die Millennials eine Nation, stünden sie für die viertstärkste Volkswirtschaft der Welt hinter den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und China. Schmuck und Juwelen seien jetzt schon die bevorzugten Geschenke der Millennials für Partner und Verwandte.
Bis etwa 2019 rechnet Bain mit einem ausgeglichenen Markt für Rohdiamanten. Ab 2020 geht die Beratungsfirma von einem Nachfragewachstum zwischen 2 und 5 Prozent pro Jahr aus. Dagegen werde die Produktion bis 2030 um jährlich 1 bis 2 Prozent zurückgehen, weil mehr veraltete Minen stillgelegt als neue eröffnet würden.
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