Strom wird im Westen teurer, im Osten günstiger

  13 Dezember 2016    Gelesen: 685
Strom wird im Westen teurer, im Osten günstiger
Die Kosten für die Stromnetze werden bald neu verteilt. Eine neue Studie hat die Auswirkungen für die Verbraucher untersucht. Vor allem eine bestimmte Gruppe muss draufzahlen - andere dagegen profitieren.
Die Kosten für Beschaffung und Vertrieb von Strom machen nur etwa ein Viertel des Strompreises aus. Der Rest setzt sich aus Steuern, Abgaben und Umlagen wie der EEG-Umlage zusammen. Außerdem zahlen Stromkunden für die Nutzung der Netze. Diese sogenannten „Netznutzungsentgelte“ werden von der Bundesnetzagentur festgelegt und machten für Haushaltskunden im vergangenen Jahr knapp 23 Prozent des Strompreises aus.

Die Netzentgelte unterscheiden sich je nach Region erheblich, denn sie sind von den Kosten der Netzbetreiber abhängig. Je dichter eine Region besiedelt ist, desto mehr Nutzer teilen sich die Kosten und desto geringer sind die Kosten für die einzelnen Stromkunden. Daher zahlen Städter deutlich weniger Netzentgelte als Bewohner ländlicher Regionen. So betragen sie in Düsseldorf derzeit 4,88 Cent pro Kilowattstunde (bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden), während Kunden in Brandenburg stattliche 11,55 Cent pro Kilowattstunde zahlen.

Ostdeutsche Bundesländer protestieren schon lange

Nicht nur für Haushaltskunden ist die verstärkte Belastung in Ostdeutschland ein Ärgernis. Für Unternehmen mit Sitz im dünn besiedelten Ostdeutschland bedeuten die hohen Netzentgelte einen zusätzlichen Standortnachteil. Die ostdeutschen Bundesländer protestieren seit Jahren gegen die regional unterschiedlichen Netzentgelte.

Die Studie wurde vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion in Auftrag gegeben. In dessen (westdeutschen) Netzgebiet dürften die Entgelte steigen, ebenso wie im Gebiet von TransnetBW. In den Gebieten von Tennet und 50Hertz werden die Entgelte dagegen vermutlich sinken. So muss ein beispielhaft ausgewählter Industriegashersteller mit Anschluss an die Höchstspannung im Netzgebiet von Amprion um voraussichtlich 65 Prozent höhere Netzentgelte zahlen, während ein solches Unternehmen im Netzgebiet von Tennet um 27 Prozent entlastet würde. Für Privatpersonen, deren Haushalte an die Niederspannung angeschlossen sind, dürfte sich dagegen wenig ändern: Ihre Mehrbelastung bzw. Entlastung dürfte nur etwa fünf bis zehn Euro pro Jahr betragen. Grund dafür ist, dass die Verteilnetzentgelte weiterhin regional unterschiedlich bleiben.

Gegner der Reform wie der Bundesverband der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft kritisieren, dass mit der Vereinheitlichung der Übertragungsnetzentgelte nur ein Teil der Netzentgeltsystematik überarbeitet wird. Diese gilt vor allem im Hinblick auf die zunehmende Eigenerzeugung von Strom durch Photovoltaikanlagen als reformbedürftig.


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