Der Kapitän des Flüchtlingsbootes aus Tunesien wurde wegen vielfachen Totschlags und Menschenhandels schuldig gesprochen. Mit den 18 Jahren Haft kam das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft nach. Zudem verhängte das Gericht gegen den Kapitän eine Geldstrafe von neun Millionen Euro.
Ein mitangeklagter Syrer, der ebenfalls zur Besatzung gehörte, wurde zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe von neun Millionen Euro verurteilt. Zur Begründung hieß es, er habe illegale Einwanderung begünstigt.
Beide Männer hatten behauptet, sie seien selbst Migranten, die von den eigentlichen Schleppern zum Steuern des Bootes gezwungen worden seien. Überlebende hatten dem widersprochen. Der Tunesier sei der Kapitän gewesen. Seine mangelnden Schifffahrtskenntnisse hätten zu dem Unglück geführt.
Nur 28 Überlebende
In dem Fall ging es um den Untergang eines Flüchtlingsbootes, bei dem im April 2015 bis zu 900 Menschen starben. Die genaue Zahl der Opfer ist unbekannt. Das Schiff hatte sich von der libyschen Küste in Richtung Europa aufgemacht. Etwa 130 Kilometer vom Festland entfernt kenterte es. Als ein portugiesischer Frachter zur Hilfe eilte, stürmten die Migranten auf eine Seite des Bootes, woraufhin es kippte. Nur 28 Menschen überlebten das Unglück.
Das Wrack wurde mittlerweile vom Meeresgrund gehoben. Wissenschaftler haben Fotos und Daten über die Toten gesammelt, um sie zu identifizieren und wenigstens einigen der meist namenlosen Opfer ein Gesicht zu geben. Die Auswertung der Daten ist noch nicht abgeschlossen.
Seit 2014 sind mindestens 10.000 Menschen im Mittelmeer beim Versuch gestorben, Europa zu erreichen. 2016 war nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) das Jahr mit den meisten Toten. Die Flüchtlinge vertrauen ihr Leben Schleusern an und werden auf seeuntauglichen und völlig überfüllten Booten losgeschickt.
Überlebende berichten, dass Schlepper auch bei schlechtem Wetter nicht davor zurückschrecken, die Menschen auf die Boote zu treiben. An Bord bekommen sie oft weder zu essen noch zu trinken und werden im Schiffsinneren eingepfercht.
Kritiker monieren, die Asylpolitik der EU habe Mitschuld an dem Elend. Der Vorwurf: Sie befülle die Geldbeutel der Schlepper und trage zum Sterben im Mittelmeer bei, weil legale und sichere Fluchtwege fehlen.
An Italiens Küsten kamen von Januar bis November laut der europäischen Grenzschutzagentur Frontex über 173.000 Menschen an - ein Fünftel mehr als im Vorjahreszeitraum. Allein im November waren es viermal so viele wie im November 2015. Für die Jahreszeit ist das ungewöhnlich - je näher der Winter kommt, desto rauer die See.
Quelle : spiegel.de
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