London setzt wegen Bombenverdachts Flüge von Scharm el Scheich aus

  05 November 2015    Gelesen: 597
London setzt wegen Bombenverdachts Flüge von Scharm el Scheich aus
Nach dem Absturz der russischen Passagiermaschine über dem Sinai setzt Großbritannien vorerst alle Flüge vom ägyptischen Urlauberort Scharm el Scheich aus. Grund sei die Befürchtung, dass die Maschine mit 224 Menschen an Bord wegen einer Bombe abgestürzt sein könne, erklärte das Büro von Premierminister David Cameron. Zuvor hatte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ihre Behauptung erneuert, sie habe einen Anschlag auf die Maschine verübt.
Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen und die Absturzursache weiterhin unklar, erklärte Downing Street. Weil es inzwischen aber "mehr Informationen" gebe, sei die britische Regierung in Sorge, "dass das Flugzeug durchaus von einem Sprengsatz zum Absturz gebracht worden sein könnte". Als "Vorsichtsmaßnahme" würden daher zunächst die für Mittwochabend geplanten Flüge von Scharm el Scheich ins Vereinigte Königreich ausgesetzt.

Britische Luftfahrtexperten seien auf dem Weg nach Scharm el Scheich, um die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen vor Ort zu überprüfen, hieß es in der Erklärung weiter. Nach dieser Prüfung werde entschieden, ob "weitere Maßnahmen" nötig seien. Cameron berief für den Abend eine Dringlichkeitssitzung des Kabinetts ein.
Der Airbus A321 war am Samstagmorgen kurz nach dem Start vom Badeort Scharm el Scheich am Roten Meer auf dem Weg nach St. Petersburg über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. Alle Insassen, zumeist russische Urlauber, starben. Nach Angaben russischer Ermittler brach die Chartermaschine der russischen Fluggesellschaft Kogalimawija, die unter dem Namen Metrojet fliegt, in der Luft auseinander.
Die IS-Miliz hatte sich bereits kurz nach dem Flugzeugunglück erklärt, sie habe die Maschine zum Absturz gebracht. Ägyptische und russische Behörden bezweifeln jedoch die Version eines Abschusses. Sie weisen darauf hin, dass der IS auf der Sinai-Halbinsel nicht über Waffen verfüge, um eine in rund 9000 Metern Höhe fliegende Maschine abzuschießen. Ägyptische Ermittler prüfen jedoch unter anderem die Möglichkeit einer Bombe an Bord. Nach wie vor gilt auch ein technisches Problem als mögliche Unglücksursache.

Die Fluggesellschaft Metrojet hatte am Montag einen technischen Defekt ausgeschlossen und von einer "äußeren" Ursache für den Absturz gesprochen. Der Chef der russischen Luftfahrtbehörde, Alexander Neradko, hatte diese Darstellung jedoch als "voreilig" und unbegründet zurückgewiesen. Auch US-Geheimdienstdirektor James Clapper erklärte, die Vereinigten Staaten hätten "bislang keine direkten Beweise für eine Verwicklung von Terroristen".

Wie der für die zivile Luftfahrt zuständige ägyptische Minister Mohammed Hossam Kamal unterdessen mitteilte, wurden mittlerweile die Daten aus dem Flugschreiber der Maschine ausgelesen. Die Ermittler unterzögen diese nun einer "genauen Prüfung". Der Stimmenrekorder sei bei dem Absturz jedoch "teilweise beschädigt" worden. Es werde daher "viel Arbeit" kosten, diese Daten auszulesen, sagte der Minister.

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