Korruptionsskandal erschüttert Italien

  17 Dezember 2016    Gelesen: 342
Korruptionsskandal erschüttert Italien
In Rom tritt die Fünf-Sterne-Bewegung an mit dem Wahlversprechen, im Sumpf aus Korruption aufräumen zu wollen - mit Erfolg. Nun wird die rechte Hand der Bürgermeisterin verhaftet. Korruption gibt es allerdings auch im sozialistisch regierten Mailand.
Die beiden größten italienischen Städte Rom und Mailand werden von Korruptionsskandalen erschüttert. In Rom verlor Bürgermeisterin Virginia Raggi schon wieder einen wichtigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Ihr Personalchef Raffaele Marra wurde am Vormittag wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen. Er galt als "rechte Hand" der jungen Bürgermeisterin, die erst im Juni für die Fünf-Sterne-Bewegung ins römische Rathaus eingezogen war und seitdem auch international Schlagzeilen macht. Marra soll in Immobiliengeschäfte aus dem Jahr 2013 verwickelt gewesen sein - also vor Raggis Amtszeit. Auch ein Bauunternehmer wurde festgenommen. Er und Marra sitzen in Untersuchungshaft.

Skandal um Expo-Aufträge

In Mailand legte Bürgermeister Giuseppe Sala sein Amt vorübergehend nieder, weil angeblich gegen ihn ermittelt wird. Dabei geht es um die Vergabe öffentlicher Aufträge in der Zeit, als Sala Chef der Expo-Weltausstellung 2015 in Mailand war. Bis alles geklärt sei, werde er das Amt ruhen lassen, erklärte er.

Für Raggi ist es einer von vielen Skandalen, mit dem sie sich seit Beginn ihrer Amtszeit im Juni herumschlägt. Die 38-Jährige hat schon eine Reihe wichtiger Mitarbeiter verloren. Erst diese Woche war die Müllbeauftragte der Stadt, Paola Muraro, abgetreten, weil gegen sie in einem anderen Fall ermittelt wird. Das Müll- und Verkehrsproblem gilt als besonders schwerwiegend in der Hauptstadt und ist noch immer nicht gelöst.

Die Amtsführung der Fünf Sterne wird aber auch als Gradmesser für eine eventuelle Regierungsbeteiligung der Protestpartei auf nationaler Ebene gesehen. Die Bewegung liegt in Umfragen derzeit bei etwa 30 Prozent - eine schlechte Führung in Rom wirft somit kein gutes Licht auf die Partei, die der Komiker Beppe Grillo gegründet hatte. Raggi zeigte sich reumütig. "Wir haben einen Fehler gemacht, und das tut mir leid, vor den Bürgern, vor den Fünf Sternen und vor Grillo", sagte sie.

"Nicht die geringste Ahnung"

In Mailand hingegen war Sala von der sozialdemokratischen Partei PD seit Juni im Amt. Bei den Ermittlungen soll es um die Vergabe öffentlicher Aufträge für die Expo gehen. Er habe aus journalistischen Kreisen erfahren, dass er zu den Beschuldigten zähle, erklärte der ehemalige Manager. Obwohl er nicht die "geringste Ahnung" habe, worum es gehe, habe er entschieden, sein Amt ruhen zu lassen.

Mailand ist mit mehr als einer Million Einwohner die Wirtschafts- und Finanzmetropole Italiens. Salas Amtsgeschäfte sollen seine Stellvertreterinnen Anna Scavuzzo und Arianna Censi zeitweise weiterführen.

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