Wo ist der Attentäter von Berlin?

  21 Dezember 2016    Gelesen: 618
Wo ist der Attentäter von Berlin?
Nachdem ein Tatverdächtiger freigelassen wird, dauert die Suche nach dem Berlin-Attentäter weiter an. Die Ermittler gehen 500 Hinweisen nach und machen Andeutungen, dass sie "nicht im Dunklen tappen".
Nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt fahnden Ermittler unter Hochdruck nach dem womöglich bewaffneten Täter und etwaigen Komplizen. Auch die Hintergründe des Angriffs und der genaue Tatablauf beschäftigen die Sicherheitsbehörden weiter. Der Innenausschuss des Bundestags will gegen Mittag in einer Sondersitzung über den Anschlag beraten.

Zwar reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Angriff auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche für sich. Allerdings steht bislang nicht fest, ob wirklich eine so weit verzweigte Organisation hinter dem Anschlag steht oder der Täter auf eigene Faust handelte. Der IS hatte über sein Sprachrohr Amak verbreitet, der Angriff sei eine Reaktion auf Aufrufe gewesen, die Bürger von Staaten der Anti-Terror-Koalition anzugreifen. Sollte sich bestätigen, dass der IS hinter der Tat steht, wäre es der erste islamistische Anschlag mit einer Vielzahl von Todesopfern in Deutschland.

Dabei verhinderte der polnische Lkw-Fahrer, der beim Attentat auf dem Beifahrersitz saß, möglicherweise sogar noch Schlimmeres. Die Obduktion habe ergeben, dass er zum Zeitpunkt des Anschlags noch lebte, berichtete Bild.de. Ein Ermittler habe von einem Kampf gesprochen. Auch von Messerstichen ist die Rede. Erschossen worden sei der Mann erst, als der Lkw zum Stehen kam. Nach dem Attentat fand man den Polen tot im Führerhaus. Nach dpa-Informationen wurde er mit einer kleinkalibrigen Waffe erschossen. Von ihr fehlt bislang jede Spur.

Es gibt nur eine vage Täterbeschreibung

Ein zunächst festgenommener Verdächtiger wurde wieder freigelassen, nachdem sich gegen ihn kein dringender Tatverdacht ergeben hatte. Wie Bild.de berichtet, hatte ein Augenzeuge den mutmaßlichen Attentäter zwar zu Fuß verfolgt, den Mann dann jedoch aus den Augen verloren. Der Zeuge habe nur eine vage Täterbeschreibung abgeben können. Der Verdächtige, der Pakistaner sein soll, wurde schließlich zwei Kilometer vom Tatort entfernt festgenommen. Und am Abend wieder freigelassen.

Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt sagte, es sei möglich, dass der gefährliche Täter noch im Raum Berlin unterwegs sei. Bundesinnenminister Thomas de Maizière versicherte, die Ermittler tappten nicht im Dunklen. Es gebe Ermittlungsansätze, die würden verfolgt. "Und niemand wird ruhen, bis nicht der Täter oder die Täter gefasst sind", so der Innenminister. Der Vorsitzende des Bunds Deutscher Kriminalbeamter, André Schulz, sagte am Dienstagabend im ZDF: "Ich bin relativ zuversichtlich, dass wir vielleicht schon morgen oder in naher Zukunft einen neuen Tatverdächtigen präsentieren können." Vieles könne derzeit nicht verraten werden, aber es gebe "gute Hinweise" und "sehr viele Ansatzpunkte".

Die Berliner Polizei hat nach eigenen Angaben mehr als 500 Hinweise zu dem Anschlag erhalten. Neben Zeugenaussagen werten die Ermittler Schulz zufolge DNA-Spuren und Fingerabdrücke aus. Mit GPS-Daten vom Tatabend werde nach dem Handy des Täters gesucht. Auf dieser Basis könne ein Bewegungsbild erstellt werden. "Wir haben viele Möglichkeiten, um die Person auch zu finden", sagte Schulz.

Am Montagabend war der vermutlich entführte Lastwagen in den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz im Herzen Berlins gerast. Einschließlich des Polen starben zwölf Menschen, rund 50 wurden teils lebensgefährlich verletzt. Laut de Maizière konnten - neben dem Polen - bislang erst sechs Tote identifiziert werden. Bei ihnen handelt es sich um deutsche Staatsbürger. Bislang ist bekannt, dass 14 Menschen noch mit dem Tod ringen.

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