Ermittlungen gegen Benzema wegen Erpressung von Mitspieler Valbuena

  06 November 2015    Gelesen: 566
Ermittlungen gegen Benzema wegen Erpressung von Mitspieler Valbuena
Gegen den französischen Fußballstar Karim Benzema sind offiziell Ermittlungen wegen der Beteiligung an der Erpressung eines Nationalmannschafts-Kollegen mit einem Sexvideo eingeleitet worden. Der Untersuchungsrichter in Versailles verbot ihm zudem dem Kontakt zum Opfer Mathieu Valbuena, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps entschied am Nachmittag, die beiden nicht für die nächsten Spiele zu nominieren.
Gegen den Stürmer von Real Madrid wird wegen "Komplizenschaft bei einem Erpressungsversuch und Beteiligung an der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Verübung einer Straftat, auf die mindestens fünf Jahre Haft stehen", ermittelt. Außerdem darf Benzema vorläufig Valbuena nicht mehr treffen. Deschamps berief die beiden Spieler nicht in den Kader der Nationalmannschaft für die beiden Freundschaftsspiele gegen Deutschland und England am 13. und 17. November.
Deschamps begründete dies damit, dass Benzema eine Verletzung an Oberschenkel habe und Valbuena "nicht im besten psychologischen Zustand ist". Benzema ist mit 27 Toren der beste Stürmer der Nationalelf und normalerweise unverzichtbar. Für die Équipe Tricolore, die vor fünf Jahren von einer Prostitutionsaffäre erschüttert worden war, kommt der neuerliche Skandal ein gutes halbes Jahr vor der Europameisterschaft im Heimatland äußerst ungelegen.

Benzema war am Mittwochmorgen in Versailles in Gewahrsam genommen worden und musste die Nacht auf der Polizeiwache verbringen. Die Polizei wollte dem Verdacht nachgehen, dass der 27-jährige Fußballstar in die Erpressung Valbuenas verwickelt ist. Der Mittelfeldspieler von Olympique Lyon hatte im Juni Anzeige erstattet, nachdem ihm ein Unbekannter gedroht hatte, die offenbar von seinem Umfeld gestohlenen intimen Videoaufnahmen zu veröffentlichen.

Nach Angaben aus Ermittlerkreisen kontaktierte ein Mittelsmann der drei inzwischen inhaftierten Erpresser Benzema über dessen Bruder. Benzema informierte daraufhin seinen Teamkollegen am 5. Oktober bei einem Treffen der Nationalmannschaft über die Existenz des Videos. Offen war aber bislang, ob dies in freundschaftlicher Absicht geschah oder mit dem Ziel, Valbuena zur Zahlung von Geld an die Erpresser zu bewegen.

Laut Justizvertretern gestand Benzema der Polizei nun aber, sich auf Bitte eines als Mittelmann auftretenden "Kindheitsfreunds" an Valbuena gewandt zu haben. Sie hätten abgesprochen, was Benzema sagen soll, damit Valbuena ausschließlich mit dem Mittelsmann verhandelt. Der Stürmer habe "seinem Freund einen Gefallen tun wollen", hieß es, ohne daran zu denken, dass er damit Valbuena schadete.

Benzemas Anwalt Sylvain Cormier sagte dagegen, sein Mandant habe "keinen Anteil" an der Affäre. Er betone weiterhin "seine Unschuld" und habe "überhaupt nichts zugegeben". Auch der Mittelsmann ist seit Montag in Gewahrsam. Der 2006 wegen einer Serie von bewaffneten Raubüberfällen zu acht Jahren Haft verurteilte Mann wurde am Donnerstag ebenfalls einem Untersuchungsrichter in Versailles vorgeführt.
Benzema war mit seinem Nationalmannschafts-Kollegen Franck Ribéry nach der Fußball-WM 2010 bereits in den Fall um eine minderjährige Prostituierte verwickelt, deren sexuellen Dienste mehrere Nationalspieler in Anspruch genommen hatten. Die Ermittlungen in der Affäre wurden aber im Januar 2014 eingestellt.

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