Kein Tusch, keine Anmoderation - es ging direkt los: Der dienstälteste Journalist durfte die erste Frage stellen. Und die drehte sich um die Wirtschaftssituation in Russland. Die Antwort des Präsidenten machte schwindelig. Er warf mit Zahlen und Prozentangaben um sich und interpretierte am Schluss alles positiv. Besonders die Erfolge in der Landwirtschaft hob er hervor.
Nach einer dreiviertel Stunde wurde es dann spannend - die erste Frage zur Außenpolitik, genauer zu den strategischen Nuklearstreitkräften. Ob sie aufgestockt würden, fragt ein Journalist. Man werde sie modernisieren, so Wladimir Putin. Und das habe nichts mit der Aussage des designierten US-Präsidenten Donald Trump zu tun, der sich gerade für eine drastische nukleare Aufrüstung seines Landes ausgesprochen hatte.
Es werde keinen Wettstreit geben, so Putin. Die Amerikaner seien sowieso die stärkere Militärmacht. "Ja, das stimmt doch", bekräftigte er. "Es gibt dort auch viel mehr Raketen, U-Boote und Flugzeugträger. Wir bestreiten das gar nicht." Und dann wählte Putin jene Formulierung, die er auch schon am Donnerstag bei einem Treffen im Verteidigungsministerium verwendet hatte: "Wir sagen bloß, dass wir stärker sind als jeder potenzielle Aggressor" - und zu diesen möglichen Aggressoren zählt er Amerika nicht.
Doping? Die Probleme habe jedes Land, sagt Putin
Dann sprach ein Journalist das Thema Doping an. Und Putin verneinte kategorisch, dass es in Russland jemals ein staatliches Dopingsystem gegeben habe. "Wie jedes Land haben auch wir in diesem Bereich Probleme. Wir müssen das annehmen und dabei jede Art von Doping untersagen. Hier müssen wir eng mit dem Internationalen Olympischen Komitee, der Weltantidopingagentur und mit anderen internationalen Organisationen zusammenarbeiten. Dies werden wir auch tun."
Und es gab noch mehr kritische Fragen. Ob die Verhaftung von Wirtschaftsministers Alexej Ulukajew - angeblich wegen Korruption - nicht eigentlich etwas anderes zeige, nämlich den Kampf um den Platz am Tisch des Präsidenten? Die Antwort Putins darauf war ausweichend: "Persönlich habe ich mit Alexej Ulukajew nicht gesprochen. Alle Angaben, die von den dafür zuständigen Diensten bereitgestellt wurden, reichen völlig aus, um ihn von seinem Posten zu entlassen. Der Grund ist Vertrauensverlust. Alles weitere werden wir dann nach der Gerichtsentscheidung sehen."
Wer von den fast 1500 Journalisten seine Frage stellen durfte, entschieden Putin und sein Pressesprecher auf dem Podium in kurzer Absprache. Die Stimmung war entspannt, zwischendurch wurde auch mal gelacht. Ab und an nahm der Präsident einen Schluck aus seinem weißen Kaffeebecher. Inwieweit die Fragenden vorher ausgesucht wurden - unklar. Der Präsident hatte zumindest auf alles eine Antwort und wirkt auch nach mehreren Stunden noch konzentriert und frisch.
Quelle: tagesschau.de
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